Über 22 Jahre lang bewährt: erlebte Nachhaltigkeit.

 

Vor 22 Jahren erhielt eines der ungewöhnlichsten und schönsten Gebäude Österreichs 10 Jahre nach seiner Errichtung eine komplette Umhüllung aus Rheinzink.

Errichtet wurde dieser in Architektenkreisen weltweit bekannte „Mehrzwecksaal der Grazer Schulschwestern" 1977 aus Spritzbeton. Zu der ungewöhnlichen Form sagt ihr Architekt, Prof. Domenig: „In den Allgemeinregeln der Architektur heißt es, dass ein vielfach zu nutzendes Gebäude zwangsläufig eine neutrale Hülle, bzw. eine neutrale Aussage zur Folge hat. Bei der Planung wurde der konsequente Versuch unternommen einen speziell gestalteten, bewusst und persönlich geformten Körper bzw. Raum zu schaffen, ohne die gewünschte vielfältige Nutzung einzuschränken."

Der Glaube bleibt ewig gleich jung; die zeitlose Formensprache und die Dauerhaftigkeit der Mehrzweckhalle spiegeln diese Gewissheit

Diese kühne Abkehr von alltäglicher Bauweise wurde auch durch die starke kulturelle und religiöse Identität der Franziskanerinnen möglich, die die Schule als Orden tragen. In der Architekturgeschichte wurden aussagestarke Bauten immer von Menschen und Organisationen errichtet, die über geistige Stärke und Ausdruckskraft verfügten. Menschen sehnen sich nach ausdrucksstarker Architektur, nach Lebensräumen, die die eigene Phantasie beleben, Begegnungen ermöglichen, nicht erdrücken sondern Horizonte eröffnen. Die „moderne" Bauweise der glatten Flächen, der riesigen Ausmaße steriler Abweisung erstickt die Lebensfreude und die Fähigkeit sich anderen Menschen, neuen Gedanken und harmonischen Gefühlen zu öffnen. Den trotzigen Reflex auf diese alltägliche Tristesse sehen wir in Form von Graffiti in fast allen Großstädten dieser Welt.

Unvorstellbar, dass der Mehrzwecksaal mit seiner Umhüllung aus Rheinzink Graffiti erhalten könnte! Dieses Bauwerk fordert den Betrachter. Es löst so viele unterschiedliche Empfindungen und Assoziationen aus, wie es Betrachter gibt. Mehr noch, derselbe Betrachter wird zu einer jeweils anderen Zeit unterschiedliches empfinden und sehen, denn Kunst entsteht nicht nur durch den Künstler, sondern auch durch den Betrachter.

Die architektonisch gestaltete Aufforderung zum Lernen mit allen Sinnen passt auch ausgezeichnet in das Leitbild der Schule, in dem unter anderem steht: „Die AHS bietet ihren SchülerInnen breiten Raum, sich in den musischen, kreativen und sportlichen Bereichen zu entfalten, und fördert das Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein." Das vor 30 Jahren verwirklichte Konzept der Mehrzweckhalle hat sich bis zum heutigen Tag bewährt. Vor 30 Jahren waren die Schüler sehr dankbar, dass ihnen nicht etwas Altes und Konventionelles vorgesetzt wurde. Heute sind es die Kinder der damaligen Schüler, die dieses einzigartige Gebäude großartig finden.

Glänzende Hülle die sich bewährt

Dieses kühne Bauwerk wurde zunächst nur aus Spritzbeton mit einem Dachanstrich errichtet, der jedoch seine Funktion nicht erfüllen konnte. Auf den frühen Bildern sieht man das glatte, weiße Gebäude, dann, auf den Bildern nach der Ummantelung wird deutlich wie Rheinzink die gegliederte Form des Baukörpers unterstreicht und mit seinem typischen changierenden Schimmer bereichert. Der geniale, an einen biologischen Körper erinnernde Bau von Prof. Domenig erhielt so nach zehn Jahren gelebter Nutzung seine endgültige Haut, die in ihrer eigenen Lebendigkeit die Ziele der Schule, die Harmonie des Bauwerkes schimmernd hervorhebt. Schwester Maria Magdalena berichtet, dass der Besucherstrom aus der ganzen Welt nicht abreißt, seit Jahrzehnten ist das Gebäude ein Highlight für architekturinteressierte Graz Besucher. Für die Nutzer ist es jedoch essentiell, dass ein Gebäude auch langfristig als Lebensraum funktioniert: das architektonische Konzept hat sich schon über 30 Jahre als tragfähig und vorbildlich erwiesen und erfüllt trotz stetiger Veränderung der Umweltbedingungen die ästhetischen und praktischen Ansprüchen. Seit 20 Jahren funktioniert die Rheinzink Umhüllung ohne großen Pflegeaufwand, auch die Optik hat sich nicht wesentlich verändert, eine gleichmäßige Patina gibt dem Gebäude eine würdige Ausstrahlung. Alles in allem, es ist ein Gebäude dass sich seit Jahrzehnten bewährt hat, schön und funktionell ist, an dem man keine Jahreszahl sieht.

Spenglerarbeit vereint Gebäudeschutz und Kunst

Wo kann man schon eine so umfangreiche, in jedem Detail gewissenhaft ausgeführte Spenglerarbeit auf Augenhöhe sehen? Diese Spenglerarbeit am Mehrzwecksaal der Grazer Schulschwestern, einem Dach mit völlig freier Formgebung ohne gerade Linien, vereint Gebäudeschutz und Kunst. Zwei Jahre haben die Arbeiten für die 1200 m2 große Dachfläche gedauert. Die Dachunterkonstruktion ist zweischalig und unterlüftet. Für die eigentliche Deckung wurde ein 0,7 mm dickes Rheinzink Band verarbeitet, wobei die einzelnen Scharen in Länge und Breite den jeweiligen Erfordernissen angepasst wurden. Sämtliche Grate wurden als Doppelwinkelstehfalz ausgeführt, um die wegen unterschiedlicher Wärmebeanspruchung durch die Sonneneinstrahlung variierende wärmebedingte Längenänderung des Werkstoffes ausgleichen zu können. Zwar ist eine solche losgelöste Architektur zu umhüllen nicht Spengleralltag, doch wird jeder Spengler immer wieder mit heiklen Details konfrontiert, daher nützen die Rheinzink-Qualitäts-Spenglerunternehmen die kalte Witterung und ermöglichen ihren Mitarbeitern eine zeitgemäße Fortbildung. Die Arbeit der Firma Pichler aus Pöllau ist ein Schauobjekt des österreichischen Spenglerhandwerkes und Kulturgut geworden. Für die Schulschwestern ist dieses Kulturgut auch Lebensraum und dafür ist die wichtigste und grundlegendste Anforderung, dass das Dach trotz der immer aggressiveren Umwelt auf Dauer dicht bleibt. Und dieses Dach ist seit über 22 Jahren und auf ewig dicht - wie Schwester Maria Magdalena überzeugt sagt.

 

 

Architekt DI Günther Domenig war seiner Zeit stets voraus.

1978 wird Architekt DI Günther Domenig als ein österreichischer Architekt mit einem ausgeprägten Hang zu unkonventionellen Formen beschrieben, dessen Bauwerke seine prägnante und eigenständige Handschrift tragen, sich nicht in eine herkömmliche Architekturrichtung eingliedern lassen, seither sind seinem Beispiel viele gefolgt. Damals hatte er in einem Interview den Wunsch geäußert, bei seiner Vorstellung Architektur zu betreiben mit nicht so vielen Schwierigkeiten konfrontiert zu werden.

RHEINZINK:
Welchen Wunsch haben Sie heute für die Architekturszene?

Architekt DI Günther Domenig
Denselben; nach wie vor kann man sich nur wünschen, dass die Umsetzung eines Projektes problemlos über die Bühne geht bzw. der/die Bauherren die Kreativität des Architekten unterstützen und zu schätzen wissen.

RHEINZINK:
Als honoriger Architekt im besten Alter werden Sie mit vielen Auszeichnungen bedacht: mit dem goldenen Löwen von der Architekturbiennale in Venedig, den Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst von der Stadt Wien, den Großen Österreichischen Staatspreis für Kunst und vieler Ehren mehr. Heißt dies, dass Sie heute nicht mehr überzeugen müssen?

Architekt DI Günther Domenig
Doch, man muss immer wieder überzeugen. Am wichtigsten ist jedoch, dass man mit Kreativität überzeugt.

RHEINZINK:
Atmosphäre und ein spezifisches Raumerlebnis sehen Sie als Notwendigkeit um sich in einem Raum wohl zu fühlen. 1978 sagten Sie:"Die Architektur der kürzesten Wege kann niemals die beste Architektur sein. In solchen Gebäuden brauch man ein rotes Licht oder Bambusstäbe um Atmosphäre zu schaffen" Was ist Ihre heutige Sichtweise dazu?

Architekt DI Günther Domenig
Ich hab nach wie vor diese Einstellung.

RHEINZINK
Sie sind Künstler und Architekt und sie sind auch ein einflussreicher Lehrender.  Was hat sich an der Grazer TU seit der Zeichensaalrevolution der studentischen 68-iger Bewegung verändert?

Architekt DI Günther Domenig
Die Zeichensäle sind ein Muss für Studierende. In meiner Zeit als Lehrender an der TU-Graz wurden diese Einrichtungen auch gern und oft genutzt; diese Säle fördern den Wissensaustausch. Nach meiner Emeritierung mussten die Studierenden sogar eine Zeit lang um den Fortbestand der Einrichtungen kämpfen. Was dabei heraus gekommen ist, kann ich leider nicht sagen, da ich diesbezüglich nicht mehr auf dem Laufenden bin.

RHEINZINK
Heute arbeiten Planende meist mit hochleistungsfähiger Software. Greifen sie auch in Ihrem Architekturbüro auf diese technische Unterstützung zurück?

Architekt DI Günther Domenig:
JA

RHEINZINK:
Wurde die Mehrzweckhalle der Schulschwestern am Reißbrett gezeichnet?

Architekt DI Günther Domenig
JA, das Projekt wurde noch mit der Hand gezeichnet - so wie alle meiner Projekte auf dem Skizzenblock entworfen wurden. Für mich ist die Handzeichnung unerlässlich!

RHEINZINK
Bei der Planung der Mehrzweckhalle der Schulschwestern wurden viele Details in der Bauphase gelöst, denn Sie betrachten Bauen als schöpferischen Prozess, das Gebäude als schöpferische Aussage von allen Beteiligten. Welche Wünsche haben Sie heute für eine bauliche Umsetzung?

Architekt DI Günther Domenig
Wichtig ist der Wille des Bauherrn und seine Kompromissbereitschaft. Gewisse Details können einfach erst während der Bauphase entschieden werden. Das wird sich nie ändern.

RHEINZINK
Die Mehrzweckhalle der Schulschwestern wird auch manchmal als organische Architektur beschrieben, eine Architektur, deren Form sich aus der Funktion heraus entwickelt, die eine gezielte biologische, psychologische und soziale Wirksamkeit der Architektur anstrebt. Heute wird dieser Ansatz gerne dem Bereich der Bionik zugeordnet.  Wie positionieren Sie selber Ihre Architektur?

Architekt DI Günther Domenig
Positionieren möchte ich meine Architektur nicht. Das Ergebnis ist wichtig und die Tatsache, dass der/die Nutzer mit dem Bauwerk zufrieden sind.

RHEINZINK
Was ist Ihre Meinung zur Aussage von Nicolas Gomez Davila, der sagt:

„Wenn wir wollen, dass etwas Bestand hat, sorgen wir für Schönheit, nicht für Effizienz"?

Architekt DI Günther Domenig
Dieser Meinung kann ich mich nicht ganz anschließen. Ich denke, dass Schönheit und Effizienz gekoppelt werden müssen. Denn nicht alles, was schön ist, empfinden die Menschen als erhaltenswert - wenn es allerdings auch seinen Nutzen hat, dann denkt man über den Fortbestand schon eher nach.

Autorin Helga Langer