Krügerpark, Guguleto und das Kap
….ja, wir sind zurück aus dem Krüger Park mit vielen & vielfältigen Eindrücken. Die faszinierende Weite des Landes, von ersten Horizont bis zum übernächsten keine Zäune!
Mit dem Flugzeug von Kapstadt via Johannesburg zum Krüger International Flughafen, von dort aus mit einem dicken Geländewagen mit Allradantrieb weiter, fünf Tage Campingtour zusammen mit Hans, seiner Tochter Marlene(16) und dem Junior, Fabian(12). Das Zelt hat uns Freund Wessel geborgt, ein schickes Ding mit Vorraum und zwei Schafräumen, und so praktisch gebaut, dass wir es in fünf Minuten auf und abbauen konnten.
Die Campingplätze im Park sind Klasse organisiert mit viel Platz, kleinen Küchenhäusern und sauberen Sanitäranlagen, so eine prickelnde Dusche ist was feines nach einem staubigen Tag auf der Piste. Nun, staubig war es allerdings nicht immer, kräftige Regenfälle, Gewitter, kalter Wind, heiße Sonne und schwüle oder auch staubige Hitze wechselten sich in rascher Folge ab. Petrus als Alleinunterhalter, auch ohne Landschaft und Tiere wäre es so nicht langweilig geworden.
Stell Dir vor, auch Spechte sind narzisstisch! Da kommt so ein Kopfarbeiter angeflogen, umkreist das Auto sucht und findet den Rückspiegel, schaut darein, richtet sein Gefieder und probiert verschiedene Posen aus!
Eine der Meerkatzen beobachtet dieses und flugs versucht auch sie an der Freude sich selber zu betrachten teilzunehmen; verspielt , eitel und natürlich verfressen sind dieses Viecher, auf dem Campingplatz plündern sie alles essbare was nicht sicher weggeschlossen wird, Mülltüten werden geschickt geöffnet und der nicht schmackhafte Anteil des Inhaltes übersichtlich im weiten Umkreis verstreut, bücken, aufheben , zwei Schritte weitergehen, bücken, aufheben - so sorgen sie für die offensichtlich notwendige gymnastische Abwechslung der Camper, deren übergewichtiger Masseerhalt danach mit reichlich Bier, Grillfleisch und Wein sichergestellt wird.
Grillen ist eine der Hauptbeschäftigungen der Südafrikaner, nicht nur beim Campen sondern einfach überall. Auch an Bord kleiner Segelyachten findet sich an der Seereling ein Edelstahlgrill und in den Flugzeugen verteilen die Stewardessen ersatzweise Erfrischungstücher mit dem Aroma von verbranntem Fett und dem Duft verkohlenden Mimosenholzes – hier das übliche Feuerholz.
Wir grillen natürlich auch, vom Fleische ist keiner gefallen und der Masseerhalt mittels Bier und Wein kann dann nachts zu verkniffenen Augenblicken führen, die Blase steht bis zum Bauchnabel, und der Anfang des Reißverschlusses des Zeltes entzieht sich den eilig suchenden Fingern mit tückischem Schweigen in einer Stofffalte…
Es gibt bei den Elefanten sogar reine Boshaftigkeit, Lust Menschen - oder deren Autos - zu jagen. Als wir den Park verlassen wollten begegnete uns ein Einzelgänger, ein missmutiger Bulle, dem ein Stoßzahn fehlte. Er stand im Gras etwas entfernt und wir hielten an um ihn näher zu betrachten, da kam er
auf uns zu trampelte ärgerlich, stellte die Ohren auf, drohte mit dem Rüssel, stampfte als Aggressionskoloss auf uns zu. Marlene rief: „Papa, dass musst Du filmen“, dabei hatte sie die Kamera in der Hand und Hans war genauso ängstlich wie Helga und ich auch. Allerdings hatte auch Helga den Wunsch diese Szene zu fotografieren, hielt die Kamera in der Hand und mir dann hin, ich solle doch schnell ein paar Fotos machen, doch ich war zu sehr mit dem Rückwärtsfahren, ausweichen und dann plötzlich nach vorne Gas geben beschäftigt, so konnte ich ihr nicht zu Diensten sein. Seinem schlagenden Rüssel konnten wir ohne Blechschaden entfleuchen und die vorher zu beobachtende Müdigkeit unserer Reisegruppe war verflogen. Ein Bild von dem ärgerlichen Herrn ist dennoch entstanden. Mir ging während dieser Szene der springende Wal durch den Kopf, der sich vor Kapstadt auf eine Yacht geworfen hatte.
Ansonsten haben wir reichlich Wild gesehen, So richtig Safari! Unser Wappentier die Giraffe war fast täglich zu sichten, schwieriger war es mit den Löwen, weil derzeit das Gras bis zu zwei Metern hoch steht und somit die Sicht natürlich eingeschränkt ist.
Aber zweimal konnten wir sie dann doch sehen, typisch Löwe, den ganzen Tag im Halbschatten zu liegen und das Leben mit philosophischer Ruhe zu betrachten. Der Anteil der Jagdarbeit an der Lebenszeit scheint sehr gering zu sein, besonders bei den männlichen Löwen, die an sich nur imposante Spermaspender sind; die Jagd und die Kinderaufzucht sind reine Frauensache. Und wenn die ein Beutetier erlegt haben lassen sie dem Mähnen-umwehten Gebieter den Vortritt beim Futtern, auch die Brut muss zurücktreten um den mächtigen Beschützer bei Kräften zu halten.
Helga ist ganz begeistert von den Warzenschweinen, deren skurrilem Gesicht, den steil aufgerichteten Schwänzen wenn sie weglaufen, wie Antennen ragen sie dann in den Himmel. Und sozial sind diese Tiere auch, begrüßen sich mitten auf der Piste mit Geschnaufe und Geschnüffel, reiben die Stoßzähne zärtlich aneinander und trollen sich dann gemeinsam weiter.
So richtig elegant sind die massenweise vorhandenen Impalas. Viele verspielte Jungtiere, einige ältere würdige Böcke, alle Tiere gut im Futter mit glänzenden Fellen und äsender Gelassenheit. Für die Fellpflege haben sie Angestellte, rotschnäbeligen Oxpecker, als Lohn gibt es leckere Insekten und Parasiten sowie kostenloser Transport frei Haus.
Breitmaul und Spitzmaulnashörner sind im südlichen Teil des Krügerparkes zu Hause und offensichtlich sehr gut geschützt, sie sind trotz der asiatischen Wilderei hier noch reichlich vertreten. Die Japaner und besonders die Chinesen zahlen Unsummen für Nashornmehl als Potenzmittel; ein reines Placebo, das außer durch schiere Glaubenskraft niemals einen schlappen Penis in einen imposanten Phallus transformieren kann. Doch dafür werden die Rhinos erlegt, ihrer Hörner beraubt und zum Vergammeln liegen gelassen. Die Naturschutzbehörde arbeitet an einer Substanz die den Tieren per Fütterung zugeführt werden soll, die dann das Hornmehl stinken lässt und die Potenz völlig killen soll, möge die eingebildete Pracht der Lenden der Benutzern verschrumpeln!
Doch auch die kleinen Tiere haben ihre Reize, wie die Schnecke, die immerhin Handteller groß ist, zwei davon in Butter – Knoblauchsauce und das Dinner ist fast perfekt.
Durch die reichlichen Regenfälle sind die Wasserlöcher und die meisten Flüsse randvoll, eigenartigerweise sind andere Flüsse reine Dürregebiete, wo deren Wasser versickert ist mir schleierhaft. Doch der Olifantriver,
den man in der Trockenzeit mit dem Auto einfach durchfahren kann ist ein rot brauner reißender Fluss, der dicke Baumstämme wie tanzende Streichhölzer mit sich führt; und dennoch waten und schwimmen in den etwas ruhigeren Stellen Nilpferde herum, auch Krokodile sollen dort sein.
Eine weitere Freude ist die Vogelwelt. Besonders angetan sind wir von der Gabelracke, dem Wappentier Botswanas, die Vögel suchen sich meist die Spitze eines kahlen Zweiges am Rande eines Weges oder einer Piste aus als ob sie zur Verkehrszählung eingeteilt wären.
Die Nähe des Menschen suchen die Glanzstare, deren Gewand tiefblaue schimmert. Die Perlhühner laufen überall herum am liebsten laufen sie vor dem Auto lang, fliehen genau in Fahrtrichtung, bis der Zufall oder eine Kurve sie von der Fahrbahn lockt. Bunt und blöd sind die Viecher! Aber schmecken sollen sie ja wirklich, nur zu wildern haben wir uns nicht getraut.
Der Gelbschnabeltoku ist auch schon daran gewöhnt, dass in Menschennähe Futter zu erwarten ist.
Landschaften und Sonnenuntergänge , wilde Wolkengebirge am Rande der Gewitter, Regenbogen …. Natur vom Feinsten
Nun sind wir zurück in Langebaan an Bord. Mit Hans, Marlene und Fabian haben wir noch eine Touristen Tour per Mietauto zum Kap der Guten Hoffnung unternommen, unsere Freunde Cecilia und Lonce besucht, Cecilia hatte mal wieder reichlich und lecker gekocht, wenn ich bei ihr leben würde wäre ich bald blad wie eine Kugel!
Mit Lonce besuchten wir dann noch Guguleto, eine Township deren Elend und Armut schlimm ist.
Lonce und Cecilia unterstützen dort eine Restfamilie bestehend aus 4 Kindern, die Eltern sind verstorben, wahrscheinlich Aids, die älteste Tochter inzwischen 20 Jahre führt den Haushalt. Jobs gibt es so gut wie keine, die Kriminalität ist hier so selbstverständlich wie anderswo die Kreditkarte.
In diesem Stadtteil wie auch in Athlone wo Lonce und Cecilia wohnen sind auf offener Straße von der Polizei während des Kampfes gegen die Apartheid Menschen einfach hingerichtet worden, zwei Denkmäler erinnern an die Opfer. Doch mit der neuen Regierung – jetzt schon 16 Jahre im Amt- hat sich für die Armen in diesem Lande nichts verbessert, Gelder die für Soziales ausgewiesen sind verschwinden unerklärlich, allein 9 Milliarden Rand sind aus dem Sozialetat abgängig. Und die Mordrate in den Townships lässt die Anzahl der Opfer des Freiheitskampfes weit verblassen. Da jedoch die Rassentrennung noch immer fast perfekt gelebt wird, bleibt die Kriminalität, bleibt das alltägliche Elend jeweils spezifisch für den jeweiligen Stadtteil bzw. Township. Nur wenige hundert Meter und eine Bahnlinie trenne so bürgerliche Behaglichkeit von einem Elend dem zu entkommen deren Einwohner kaum noch hoffen. Lonce erwartet aufgrund dieser Situation eine bürgerkriegsartige Verschärfung in den nächsten Jahren. Und er weiß wovon er redet, denn ist fast täglich in diesen Gegenden aufgrund seiner Tätigkeit bei den Wasserwerken und der Gewerkschaft.
Geschäfte werden in Bretterbuden oder – besser noch- in ausgemusterten Containern getätigt, der Friseursaloon
Zandie neben dem Kräuterdoctor Francis, dessen Angebot die zentralen Sorgen seiner Patienten lindern soll: Liebeszauber, Penisverlängerung, Kräuter um bei Strafprozessen zu gewinnen, usw. Wir haben Glück mit dem Wetter es ist trocken und die Straßen vergleichsweise sauber, im Winter steht der Schlamm zwischen den Hütten, vermischt mit Müll und Gestank.
Kleine Ansätze von Infrastrukturen sind zu erkennen, Schlachter die ohne Kühlraum schlachten und sofort Grillen, es duftet in der Umgebung. Ein Fußballplatz, ein gemauerter Laden, etwas soziales Leben auf den Straßen, die
anlässlich der Fußballweltmeisterschaft gereinigt wurden und erfreulicherweise noch immer recht sauber geblieben sind.
Die Fahrt zum Kap führt uns über Simonstown, im englischen Kolonialstil an den
Hang gebaut überschaut das Städtchen den Hafen mit seiner bedeutenden
Kriegsmarineschule und dem wohlgeordnetem
Yachthafen.
Ein maritim-behäbiger Wohlstand und nationaler wie internationaler Tourismus prägt den Ort.
Und natürlich die Cape-Pinguine, die hier in einem kleinen Naturschutzpark, der zwischen den Villen am Ufer liegt geschützt zur Freude der Besucher leben.
Die weitere Kaphalbinsel ist ein hügeliger Naturschutzpark, Bäume gibt es hier fast keine, nicht wegen der Abholzung sondern weil hier fast immer ein heftiger Südwind angereichert mit Meersalz pustet.
In diesem Klima können nur wenige Pflanzenarten gedeihen, niedriges stacheliges Buschwerk aber auch einige Blumen, Hartgräser und Stauden.
Von den Tieren sehen wir nur die Cape Baboons vor deren Dreistigkeit immer wieder gewarnt wird, die schlauen Tiere haben gelernt eine Autotür zu öffnen, mehr noch sie erkennen das Geräusch der Entriegelung durch die Fernbedienung: Wehe dem Fahrer, der in 10 Metern Entfernung sein Fahrzeug entriegelt! Ist der Affe erst mal drinnen begreift er das Auto und natürlich alle essbaren Leckereien als sein Eigentum das gegen Eindringlinge entschieden verteidigt werden muss.
Am Kap selber ist das obligate Erinnerungsphoto fällig, vor drei Jahren waren wir an gleicher Stelle. Retour nach Kapstadt, ein Besuch der Waterfront ist obligat hat Cecilia gesagt und es wird Abend.
Hans und seine Kinder müssen zum Flughafen, wir haben drei abwechslungsreiche sehr schöne Wochen gemeinsam verbracht. Für uns steht Einkaufen im Lastenheft, Ersatzteile für die TWIGA und Proviant für die anstehende Überfahrt nach Brasilien.
Das meiste haben wir besorgt und mit dem Beiboot von Land zum Schiff gebracht, das hat uns die Schlepperei über den langen Steg erspart, jetzt ist die Stb. Achterkajüte mit Reis, Nudeln, Konserven etc. angefüllt. All dies muss noch so verstaut werden , so dass die Trimm optimal bleibt, aber zunächst mal
möchten wir zunächst zwei Tage gar nichts tun, nur faulenzen, ein Wort das Helga jedoch hasst, weil „faul“ ist so verderbt schmutzig und stinkt. Also suchen wir nach einem anderen Begriff „müßig gehen“ oder „müßig liegen“, der Ruhe pflegen, doch das klingt alles zu gestelzt, evtl. müssen wir ein neues Wort erfinden so wie ein schizophrener Patient meines Vaters das Wort „Kaumulf“ erfand das er mit „Leerlaufgeschwätz“ übersetzte. Also linguistisch kreative Vorschläge sind willkommen!