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strandung

Schiffbrüche unter schiefen Palmen

Samstag, den 14.02.2009 bis Sonntag, den 15.02.2009

Aufbruch morgens um 06:00. Es ist neblig, feucht, warm, die Dämmerung kommt diffus, der Sonnenaufgang  wird erst nach einer Stunde sichtbar. Wir fahren mit Roli zur Küste. Ziel ist die Halbinsel, die die Bahia de Achtmal vom Meer trennt. Der Weg dorthin stellt sich eintönig dar, wieder der ewig lange Asphaltkorridor mit seinen grünen hohen Wänden. Bis zur Bundestraße 307 sind es 90 Km, dann nach Norden und abzweigen  Osten, auf einer Schur geraden Straße, die durch niedrig gelegenes Sumpfland  mit Mangroven und Buschwerk führt. An der Küste führt die Straße nach Süden, 64 KM bis nach Xcalak, ein Ort am Ende der Welt und dennoch touristisch für Mexikaner, Südamerikaner und Nordamerikaner. Europäer sind selten. Der Strand  ist sandig, aber das Wasser davor flach und sumpfig  oder durch den Kalk des Riffes felsig und hart. Eine lange Pier führt hinaus aufs Wasser hier können kleinere Frachtschiffe und Fischer anlegen. Zwei Yachten liegen nördlich der Pier vor Anker mit etwas unruhigen Bewegungen in den kleinen Wellen hinter dem Riff und dem noch immer recht heftigem westlichen Wind. Eine Yacht kommt aus Kanada, wir treffen das Eignerpaar zufällig auf der staubigen Hauptstraße, sie fragen uns ob wir das Paar von der anderen Yacht seien. Könnte ja hinkommen, Segler scheinen einen „Stallgeruch" zu haben aber unser Schiff liegt an Land in Antalya. Die beiden wollen nach Honduras, dort gibt es einen sehr geschützten Hafen flussaufwärts, gut geschützt, wo viele Fahrtensegler ihr Schiff während der sommerlichen Hurrikan-Saison lassen. Sie berichten von der mühsamen Fahrt  entlang der mexikanischen Küste, mit wenigen Schutzmöglichkeiten, schlechten Ankergründen und gefährlichen, weil schlecht markierten Passagen durch das lange vorgelagerte Riff. Xcalak konnten sie nur sicher erreichen, weil Einheimische sie durch die Passage gewunken haben, die Peilungsangaben im Handbuch waren von See her nicht erkennbar und der GPS-Plotter ist aufgrund der sehr unzuverlässigen eingepflegten Karten auch nur zur groben Orientierung geeignet; zur Durchfahrt, wo  nur wenige Meter zwischen der Havarie und dem Ziel liegen taugt es nicht. Und auch der Ankergrund hinter dem Riff ist nicht wirklich gut, der Sand sehr hart, er wechselt sich mit Kalkriffbaden und Seetang ab. Ihr Anker hat erst beim dritten Versuch gehalten und auch dann verbleibt  noch ein ungutes Gefühl.

In der Ortsmitte liegt direkt am Strand ein nettes Lokal mit Terrasse  und einer Schönen Sicht über das Wasser. Dort frühstücken wir. Im Garten steht ein altes amerikanisches Wohnmobil, mit Elektroanschluss, Wasser und Abwasser, der Eigner ist offensichtlich Amerikaner und hier vor Jahren hängen geblieben.

Als Unterkunft findet sich eine kleine Pension das Zimmer mit zwei Doppelbetten für 400 Pesos, Dusche WC, das ist in Ordnung für eine Nacht. Die Fenster führen direkt zur Straße, dort wird gelärmt, jedes Wort ist zu verstehen, es ist als ob wir direkt auf der Straße zelten. Helga und ich machen einen ausgedehnten Marsch nach Süden, wollen das Ende der Halbinsel oder wenigstens einen schönen Strandabschnitt erreichen, nur daraus wird nichts, die Vegetation wird immer dichter das Gelände sumpfiger und die Mangroven riegeln die Küste ab. An einer Stelle erscheint ein Zugang zur See möglich, zwischen den Mangroven blicken wir auf das Meer, aber der  weitere Küstenverlauf bleibt unklar. Also raus waten und sich umschauen... Dabei sacke ich fast bis zu den Knien in den Schlick ein und bei jeder Bewegung sinke ich tiefer.  Der allgegenwärtige Plastikmüll ist hilfreich, ein großer Eimerdeckel dient als Auflage   wie ein Schneeschuh, eine Bambusstange gibt weiteren Halt, nur die Sandalen sitzen so fest im Schlamm, dass ich  sie erst lösen muss bevor meine Beine wieder frei kommen. Dann nach die Sandalen aus den Tiefe hervor buddeln, den Schlick abspülen und zurück an festes Land, die Gegend hat ungeahnte Tücken.

Ein abendlicher Gang weiter nach Norden zeigt eine etwas besser zugängliche Küste, bebaut mit kleinen Ferienanlagen und Einzelhäusern, aber der Strand davor ist auch zum Schwimmen nicht wirklich geeignet. Ein Ort, der nach einer kurzen Besichtigung nicht zum längeren Verweilen einlädt.

Tags darauf geht's retour nach Norden. Zwei Brücken am Küstenweg sind beim Hurrikan vor zwei Jahren eingestürzt und an vielen Häusern und Anlagen sind noch die Schäden zu sehen, ein Drittel davon so  demoliert, dass sie nicht mehr in Betrieb sind.  Am Strand nördlich von Punta Xcatal liegt eine 12 MeterYacht gestrandet, die „Sea Walker" aus Miami, drei Mann arbeiten auf ihr, offensichtlich bauen sie ab, was zu verwerten ist. Der Boss ist ein dicker rothaariger Kanadier, der im Winter seine Farm in Kanada abschließt um hier in der Karibik zu leben und versucht mit solcherlei Gelegenheiten Geld zu machen. Die Yacht gehört(e) einem  72 jährigem Deutschen. Sie strandete, weil der Anker bei Starkwind nicht hinreichen hielt und die Maschine nicht so schnell gestartet werden konnte wie das Boot auf Grund lief. Der Eigner hat sein Schiff angeblich aufgegeben und ist nach 10 Jahren Reisen und Leben an Bord ins Flugzeug gestiegen und heim nach Deutschland geflogen. Das Schiff sieht traurig aus, mich gruselt es ein wenig. Die Männer leeren mit Eimern Sand aus dem Rumpf, der Aufbau ist schon demontiert, nur der durchgesteckte Mast steht noch. Sie wollen die Maschine  aus der Yacht bergen und hoffen danach das Schiff so leicht zu bekommen, dass sie auf eine Seite gekränkt aus dem Sand in tieferes Wasser abbergen können, sicherlich sehr schwierig, denn sie soll insgesamt 16 Tonnen gewogen haben; ob der Kiel noch dran ist oder nicht weiß der Kanadier auch nicht, aber zu verlieren hat er eh nix. Und Strandräuber der er ist hat er sich auch nicht darüber aufgeregt, dass sein Zelt bei seiner Abwesenheit  vom Strand weg geklaut wurde. Der Strand selber ist hier feinsandig, weiß, gut zum Schwimmen, ganz Karibik, schiefe Palmen, Postkarten Klischee.

Weiter im Norden liegt die Stadt Mahahual. Vor ihr führt das Riff bis dicht an die Küste, die Durchfahrt ist höchstens 50 Meter breit und zeigt direkt auf eine neue Y-förmige Pier. Die Wassertiefe ist mit höchsten 2 Metern an der Nock allerdings zu seicht um diese  große Anlage zu rechtfertigen, möglicherweise versandete sie schneller als gedacht, denn weiter im Norden ragt eine noch neuere Pier am Ende eine langen Steinmole in  das Wasser.

Und hier liegt wieder eine frisches Wrack eine kuttergetakelten, ca. 13 Meter langen Fahrtenyacht, zu ¾ versunken 20 Meter vor der Pier, alle Segel noch aufgetucht, sie kann höchstens 2 Wochen so schräg auf der Seite  liegen warum sie gesunken ist wissen wir nicht, so wie sie daliegt am ehesten auch auf Drift gegangen und auf dem Riff leckgeschlagen, gruselig für einen Segler anzusehen. Der Name und die Herkunft sind nicht erkennbar.

Der Ort selber ist modern gebaut, auf Tourismus getrimmt und er hat eine Tankstelle, wichtig für uns, denn wir sind fast trocken gefallen und die nächste Versorgung ist erst ca 100 KM weiter entfernt.