Meltemi, Hephaistos und Aphrodite
1. Juni –von Lesbos nach Limnos
Auslaufen um 03:50, mit Limnos als Ziel. Für den Abend ist Starkwind angesagt, also wollen wir möglichst schnell rüber segeln. Mit NO Wind und relativ glattem Wasser „fliegen“ wir immer an der Grenze der Rumpfgeschwindigkeit dahin, perfektes Segeln! Die 55 NM machen wir in 9 Stunden, inkl. Ankermanöver in der Bucht von Moudros. Dass die kleine Twiga zu einer solchen Reisegeschwindigkeit fähig ist, hätte ich nicht gedacht. Nachmittags laufen wir in den Ormos Moudros ein, und gehen zwischen Nisos Alogo und der Halbinsel Mon vor Anker, ein gut geschützter Platz mit Sandgrund vor einem Strand, wo wir dann auch drei Nächte bleiben werden, Tage an denen es ordentlich weht, teilweise bis zu Beaufort 8, ungemütlich und zuviel um weiter zu segeln. Die Insel ist hügelig, wenige Bäume, eher karg, aber mit einer abwechslungsreichen Kontur. Der Eindruck ist eher skandinavisch. Wir faulenzen viel, genießen die Umgebung, schwimmen und schnorcheln gelegentlich, lesen, schlafen. Bei der Abwasch geht das Geschirr versehentlich über Bord, es läßt sich aber bei nur 3 Meter Wassertiefe vom feinen Sandgrund gut wieder Abbergen. Zum Schreiben wird die Pantry in ein Büro umgewandelt, ich schreibe unter Deck, Helga schreibt auf ihrem Laptop in der Plicht. Abends wird es empfindlich kalt, zum Sundowner ist Fliessgarderobe angesagt, doch tagsüber hat die Sonne trotz des stürmischen Meltemis richtige Heizkraft und geht durch die Haut. Für den Landgang nehmen wir den wasserdichten Rucksack,beladen ihn mit Klamotten Wasserflasche und Sandalen, schwimmen an Land und ziehen uns erst dort an. Der Wind ist so stark, dass das Beiboot wahrscheinlich schneller treiben würde als ich rudern kann. Am Sonntag Abend kommen noch einige Badegäste, kugelige Gestalten, Montags drei ebenfalls sehr runde Frauen, aber die räumen den Strand auf, entfernen den Plastikmüll, der angetrieben ist.
Wir wandern zum nächsten Ort, der an der Blenheim Cove liegt, ca 5 Km nördlich von unserem Ankerplatz entfernt. Die Vegetation besteht aus Getreide und Disteln in reicher Fülle. Die Blenheim Cove ist ein tief einschneidender Fjord, sehr flach mit schlammigem, jetzt eingetrocknetem Ufer. Ein überdimensionierter, aber recht flacher Hafen ist noch aus der Zeit des ersten Weltkrieges und der Dardanellen Offensive übrig geblieben, damals war der Ormos Moudros der zentrale Stützpunkt der alliierten Marine. Ein nahe gelegener Soldatenfriedhof zeugt noch von deren Anwesenheit und ihren dramatischen Verlusten, die ihnen von der osmanischen Marine und an Land durch die Truppen von Mustafa Kemal beigefügt wurden. Der Ort selber ist gepflegt und sauber, ein Laden, eine Schule, Fischer, zwei Tavernen. Auf der Slipanlage liegt ein Schlitten, der hier benutzt wird um Boote aus dem Wasser zu holen, einen ähnlichen haben wir schon in Mytilini gesehen.
Hephaistos und Aphrodite
Am Mittwoch hat es ausgeweht und wir gehen Anker auf um nach Myrina zu segeln, das sind knapp 20 NM Weg. Der Wind ist gut wir können den ganzen Weg segeln, erst ab dem Kap Tigani haben wir den Wind gegenan, aber kein Lust auf lange Kreuzschläge also machen wir motorsegeln. Ein Nordseekutter kommt uns entgegen die „Ship of Fools“, ein blaues bunt angemaltes Schiff, am Bug riesiges Besteck, Löffel und Gabel, einen Garten, eine Art Narrenkappe auf dem Mast, ein Anblick der uns freudig schmunzeln lässt.
Dann beim
Aufkreuzen nach dem Kap Tigani passiert etwas unglaublich Blödes. Wir
sitzen bei Sonne in der Plicht, dösen und genießen die Sonne, ich passe nicht
auf, obwohl wir in Landnähe sind und auf einmal rummst es heftig,der Mast neigt sich nach vorne, das ganze Schiff macht eine Verbeugung vor den nahen Felsklippen. Wir sind
auf das felsige Ufer mit dreieinhalb Knoten Fahrt aufgelaufen! Der Kiel ist im unteren Drittel gegen einen Felsen gestoßen und die Wucht hat nicht ausgereicht um uns auf den Fels zu schieben, so dass wir manövrierfähig bleiben.
Bei ablandigem Wind kommen wir im Rückwärtsgang sofort wieder frei, aber der Schreck über dieses Ereignis sitzt dann doch tief.
In Mirina blockiert eine Fähre den gesamten Kai, sie hat ihre Festmacher quer durch den gesamten Hafen gespannt! Erst nach deren Auslaufen können wir anlegen, also warten wir vor Anker und ich kontrolliere den Schaden unter Wasser. Es sind nur ein paar Schrammen am Kiel, keine strukturellen Schäden, aber das Antifouling ist natürlich hin, mal sehen ob wir demnächst in irgendeiner Marina für zwei Tage aus dem Wasser können. Das Ankermanöver zum Anlegen an die Pier müssen wir zweimal wiederholen, bis der Anker endlich fasst.
Am Donnerstag Landgang und Besichtigung der Burganlage, die auf einer Halbinsel direkt über und vor dem Ort liegt. Die Anlage ist gewaltig groß und relativ gut erhalten, die Genueser hatten sie in die 14 JH erbaut.
Außer uns sind keine Besucher vorhanden, der Blick über die Umgebung ist grandios, die Erbauer haben sich einen schönen Platz ausgesucht. Überraschend sind für uns vier Antilopen, die in der Anlage ungestört wohnen. Am 6.6. 2008 müssen wir die Pier verlassen, die Fähre hat mit ihrem Anker unseren aus dem Grund geholt, und wenn wir einen langen Landausflug machen wollen, muss das Schiff sicher in der Bucht vor Anker gehen. Dann sind wir vor Anker und auch zu faul um uns an diesem Tag noch auf die Socken zu machen, aber am nächsten Morgen leihen wir uns einen Suzuki und fahren in den Norden nach Hephaistos. Die Ortsdurchfahrten sind mal wieder atemberaubend eng, viele Straßen ungepflastert, die Landschaft abwechslungsreich, viel Landwirtschaft, Getreide, Wein, wenig Oliven. Die Weingärten sind klein, die Weinstöcke sehr bodennahe, die Arbeit daran muss für den Rücken schlimm sein. Auf dem Weg nach Norden kommen wir wieder am Ormos Moudros vorbei. Hephaistos an der Nordküste liegt über einer versandeten Bucht, die früher einmal ein guter Naturhafen gewesen sein muss. Der antike Ort selber ist nur zum kleinsten Teil ausgegraben, dort können sicher noch viele Generationen ihre Dissertationen erarbeiten.
Das Theater ist archäologisch aufgearbeitet und eindrucksvoll gestaltet. Gute Beschilderungen und Markierungen informieren den Besucher auch ohne Führer über die unterschiedlichen archaischen, klassischen und römischen Bauabschnitte. Hier soll Hephaistos gelebt haben, der Gott des Feuers und der Schmiede. Seine Frau Aphrodite hatte mit dem Bruder des Hephaistos eine Affäre und praktizierte dies dann auch noch im gemeinsamen Ehebett! Der so gehörnte Ehemann baute aus feinem Gold einen Käfig den er über die beiden sich Liebenden im Bett fallen ließ und transportierte sie zum Olymp, auf dass die anderen Götter sie verurteilen könnten, aber die weiblichen wollten nicht zuschauen und die Männer hätten auch gerne mit Aphrodite gevögelt. Was beweist, das griechischen Götter Menschen oder die Menschen auch Götter sind.
Auf sandigen Feldwegen fahren wir noch weiter nach Norden Richtung Ak.Plaka und finden dort einen langen Sandstrand, mal wieder Menschen leer. Dort legen wir eine Badepause mit Strandwanderung ein, es ist schön so viel Platz für sich zu haben. Ein paar sehr schöne Bilder von Alex im Wasser gelingen mir. Danach fahren wir noch nach Moudros und dort liegt die Ship of Fouls an der Pier, eine Theatergruppe betreibt das Schiff, sie haben die Bühne an Bord aufgebaut und eine kleine Arena auf der Pier als Zuschauerraum. Leider beginnt die Vorstellung erst um 21:00 und wir müssen das Auto noch heute retournieren, ansonsten hätten wir gerne die Show besucht.
Zurück nach Mirina, wir kaufen noch ein, bunkern Diesel in den beiden Kanistern bevor wir das Auto abgeben und kochen am Abend mal wieder richtig lecker.