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José Maria Morelos – Maya Kleinstadt und Universität

hotel

 

Montag, den 09.02.2009 bis Freitag, den 13.02.2009

Das Frühstück nehmen wir gemeinsam mit Roland in der Markthalle ein, denn im Hotel wird kein Essen angeboten. In der Markthalle gibt es eine reichliche Auswahl  und wir können zwischen für unseren Geschmack etwas eigenartig aussehenden Gerichten wählen, eine schwarze Bohnensuppe, Geschnetzeltes vom Schwein und Rind, ja ein ganzer Truthahn steht in der Vitrine zur Auswahl. Wir bestellen Nescafé und frisch gepressten Mandarinensaft und essen dazu Tostadas die mit Truthahnfleisch und Bohnenmus gefüllt sind, dazu werden warm dampfende Tortillas serviert.

Die Straßen sind um 8 Uhr morgens schon sehr belebt, die zahlreichen Tricycletes prägen das Straßenbild. Diese dreirädrigen Fahrräder haben einen Vorbau mit 2 Rädern auf dem Menschen und Lasten transportiert werden. Es ist hier nicht üblich, durch die Stadt zu flanieren, die Fahrradtaxis stehen immer und überall bereit. Eine Ortsfahrt kostet 5 Pesos, genau so viel wie mit dem motorisierten Taxi. Tricycletes sind nicht nur im Stadtgebiet, sondern auch auf den Dörfern und zwischen den Orten unterwegs, es ist bei den Maya das alltägliche Transportmittel.

Das Leben in den Mayadörfern

In den nächsten Tagen sind wir viel unterwegs, wir fahren mit dem Auto zu den umliegenden Mayadörfern, zu Fuß sind die Entfernungen zwischen den Dörfern zu groß. Das Landleben in diesem Teil Mexikos interessiert uns sehr. Der Bundesstaat Quintana Roo im äußersten Südosten von der Halbinsel Yucatán gelegen, ist das Rückzugsgebiet der Mayas gewesen, denn die Küsten sind schwer zugänglich durch die vorgelagerten Riffe und die Mangrovenwälder und das Landesinnere wurde und wird über weite Teile noch immer von dichtem , jedoch niedrigem Urwald bedeckt. Die Bürgerkriege Mexikos, die Widerstandskämpfe der Mayas, die Kämpfe um die Unabhängigkeit, all diese Ereignisse liegen noch nicht all zu lange zurück. Im 19. Jahrhundert. wurden die Kirchen niedergebrannt, erst Anfang des 20. Jahrhundert wurden die Mayas ihrer letzten Machtpositionen beraubt und erst seit 40 Jahren beginnt ein langsamer Wiederaufbau dieser Region. In früheren Jahrhunderten war diese Gegend dichter besiedelt als heute, doch die derzeitige Aufbauarbeit führt wieder zu einem ständigen Wachstum. Die Bevölkerung nimmt zu, jedoch nicht durch Zuzug wie in den Touristengebieten, sondern durch eine hohe Geburtenrate. Dennoch - in den Dörfern fehlt es an jungen Männern, die meisten gehen an die Küste um dort ihr Glück im Tourismus zu suchen oder arbeiten im Norden beziehungsweise in den USA. Die Mädchen werden früh verheiratet, meist zwischen 12 und 15 Jahren, die Männer sind bei der Hochzeit meist 10 Jahre älter und im weiteren Leben der Frauen gelegentliche Besucher.

Die Bedeutung des Maya-Wortes Cancún ist nicht eindeutig geklärt, es wird sowohl mit "der Topf, in dem Gold ist" übersetzt, als auch mit "Schlangennest". Kinder und Mütter, alte Männer und Frauen bestimmen das Dorfbild der Mayadörfer. Die Frauen und Kinder sind überwiegend zu dick, die alten Männer meist hager. Die Haustiere, zahlreiche Truthähne, Hühner und fixe schlanke Schweine laufen in den Dörfern frei herum. In der Dorfmitte findet sich immer das gleiche Arrangement: ein zentraler Platz mit Kirche, die,  wenn sie alt ist, meist nur noch die Außenmauern hat, mit Glück eine überdachte Apsis, manchmal ein zusammengezimmertes Gestühl und selten eine Teilüberdachung aus Wellblech. Vor der Kirche ist Platz für Geselligkeit und dem bei den Mayas traditionellen Ballspiel: ein Basketballplatz, ein Fußballfeld, ein Spielplatz sowie schattige Plätze zum Feiern und Grillen. Ein Wasserturm aus Beton sorgt von dieser zentralen Stelle für fließendes Wasser. In den Gärten stehen überall Orangenbäume, die derzeit reifen Früchte werden nicht abgeerntet, sie vergammeln am Boden. Alle Welt trinkt hier Coca Cola, der Konzern macht mächtige Werbung durch seine Lieferwagen, die immer bestens gepflegt knallrot die prophetische Botschaft der Cola Welt in den Busch tragen. Selbst an vielen privaten Türen prangen glänzend geputzte Plastikschilder die zum Genuss dieser offensichtlich heilsbringenden Flüssigkeit auffordern.

An der Bauweise der klassischen Maya-Hütten hat sich seit Jahrtausenden nichts Grundlegendes verändert, sie haben einen langgestreckten Grundriss, keine Abtrennung von Raum und Dachkonstruktion, die Wände sind aus  senkrecht stehenden, dünnen Rundhölzern  gefertigt, die teilweise mit Lehm verputzt sind, die Eindeckung der steil auf beiden Seiten abgeschrägten Dächer ist aus Gras, oft aus den Blättern der Sabal Yapa Palme. Diese Hütten haben jeweils nur einen Raum, meist keine Fenster sondern nur Türöffnungen auf den beiden Längsseiten, der Fußboden ist aus gestampftem Erdboden. Hängematten sind das Mobiliar im Wohn-Schlafhaus. Die meisten Küchen sind unter Schutzdächern  oder gesonderten Küchenhäusern untergebracht und mit offenen Feuerstellen und Plastiksesseln ausgestattet. Größere Familien bewohnen ein Arrangement aus mehreren Hütten die auf roter Erde stehend in der Regel sehr ordentlich gehalten werden, dieser private Platz wird mit einer Mauer aus Bruch und Feldsteinen umgeben. Die besseren Häuser haben einen Sockel aus gestampftem Lehm oder Steinen, einige stehen auch auf Stelzen. Alles im allen sind es sehr einfache Behausungen in die der Einzug der modernen Zeit für lebhafte Kontraste sorgt, es gibt Strom und auch Fernseher und Radios. Wir beobachten Frauen die während des Tages in Hängematten liegen und fasziniert Soapoperas aus den US schauen. Familien deren Angehörige in den USA arbeiten und Geld schicken zeigen ihre Bedeutung durch Häuser aus Stahlbetonskeletten, die mit Ziegeln ausgefacht und verputzt werden, eine Bauweise, die den häufiger werdenden Hurrikanen zwar besser widersteht, jedoch kommt es in diesen Flachdachhäusern im Sommer zur unerträglichen Aufheizung im Inneren. Gelegentlich sind auch schöne neue und offensichtlich kostspieliger erbaute Häuser in traditioneller Bauweise zu sehen, es scheint sich hier eine Rückbesinnung auf die traditionellen Bauqualitäten anzubahnen.

Die Felder liegen nicht immer direkt an den Dörfern, zudem sind sie meist sehr klein mit Mischkulturen aus Mais, Bohnen und Kürbis, vom Umfang her eher Substitutionswirtschaft. Manchmal sehen wir auch größere Flächen auf denen Papaya oder Bananen wachsen. Da jedoch die jungen Männer fehlen, mangelt es eben auch an den notwendigen Arbeitskräften in der Landwirtschaft. In den Dörfern ist derzeit das Bemühen zu spüren, die Infrastrukturen zu verbessern, Trinkwasserprojekte, neue Elektro- und Telefonleitungen werden verlegt, aus Schotterwegen werden Asphaltstraßen auf denen kaum jemand fährt, es werden Orte miteinander verbunden, die auf keiner Landkarte verzeichnet sind.

Die Dorfbewohner sind freundlich, die Kinder neugierig, die Alten bedächtig und die Frauen reserviert, alles wie es sich ziemt. Gastronomie ist nur rudimentär vorhanden, meist sind es einige Stühle vor dem Dorfladen, den es in jedem Orte gibt. Schulen sind meist außerhalb und eher so, dass mehrere Dörfer sich eine Schule teilen, Polizeistationen sind in den Dörfern nicht erkennbar. Tankstellen sind nur in den Städten zu finden, dazwischen liegen manchmal auf geradem Weg  100 KM Distanz, bei dem Bummeln über die Dörfer kann man sich leicht den Tank leerfahren. In 4 Tagen fahren wir so im engen Umland von José Maria Morelos ca. 800 KM.

Die kleinräumig orientierte Subsistenzwirtschaft der indianischen Kleinbauern steht im Gegensatz zu großflächigen Aktivitäten der nicht-indianischen Mexikaner. Das subsistenzorientierte Wissen der indianischen Kleinbauern, dem eine große Standortanpassung zugeschrieben wird, geht jedoch zunehmend verloren und wird durch agrarindustrielle Techniken, wie sie Radio, Fernsehen und Berater empfehlen, ersetzt. Traditionelle und konventionelle Landwirtschaft treffen hart aufeinander: der klassische Mehrfruchtbau mit Mais - Bohnen - Kürbis und ein extrem hoher Pestizidgebrauch, DDT ist hier noch weit verbreitet. Verschiedene agrarökologische Studien stellen als Folge massive Umweltzerstörung, Abfall der Bodenfruchtbarkeit und Reduktion der Tragfähigkeit des Systems fest. Diesen Problemen entgegenzuwirken und der Region neue Perspektiven zu geben hat sich die neue Maya Universität in José Maria Morelos,  die Universidad Intercultural Maya de Quintana Roo (UIMQROO) zu Ihrer Aufgabe gemacht.

Universidad Intercultural Maya de Quintana Roo

Unser Freund Roland lehrt an der Universidad Intercultural Maya de Quintana Roo Agrarwissenschaften und hält Vorlesungen in "Bodenkunde", "Bodenfruchtbarkeit", "Verwendung und Risken von Pestiziden" sowie in "Nachhaltige Entwicklung". Es geht zunächst darum Leute auszubilden, die landwirtschaftliche Projekte betreuen sollen, zusätzlich ist eine enge Zusammenarbeit mit den Gemeinden verpflichtend. Zurzeit  bemüht sich Roland sehr die Menschen für die Risken der Pestizide zu sensibilisieren. In der Forschung arbeitet Roland gegenwärtig maßgeblich an einer Systematisierung der Maya Nomenklatur für die  vorhandenen Böden, an einem Register der üblichen Fruchtfolgen und an möglichen Fruchtfolgemodellen für den biologischen Landbau.

Die Universität ist im Aufbau begriffen, die erste Stufe ist mit derzeit 400 Studenten seit 2 Jahren in Betrieb, auf dem Gelände wird gebaut, der Rektor hat sein Büro noch einige Kilometer weiter weg in der Stadt. An den Abenden treffen wir wieder Roland und auch einige seiner Kollegen, die alle knapp über 30 Jahre sind und aus allen Teilen Mexikos kommen. Eine Professorin, die 12 Stunden täglich arbeitet, mit ihrem 16 jährigen Sohn in einer Einzimmerwohnung wohnt, lädt uns bei ihr zum Abendessen ein. Sie stammt aus Guatemala, hat noch einen zweiten Sohn der als Musiker die Welt bereist, vom Mann ist keine Rede, aber ihr Sohn geht sehr zuvorkommend und liebevoll mit der Mutter um. Am nächsten Abend fährt uns ein Kollege von Roland, der Anthropologe Juan Castillo Cocom, in seinem schönen alten VW-Käfer zu einer speziellen Garküche bei der es die besten Tamales der Region gibt. Tamale ist ein traditionelles südamerikanisches Gericht und besteht aus einem Teig aus Mais, der in ein Bananenblatt gewickelt und in Dampf gegart wird. 80 Tamales lässt Roland dann am nächsten Tag von einer Garküche herstellen, er lädt alle seine Kollegen und Kolleginnen ein. Diese Professoren sind in Gesellschaft alle recht lustig, jeder möchte sich produzieren und gibt irgendetwas witzig-geistreiches zum Besten, wovon wir leider nicht allzu viel verstehen. Sie haben alle einen langen Arbeitstag hinter sich, sie stöhnen über die Bürokratie, mehr Freude  als endlose Formulare macht  die Arbeit mit den sehr engagierten Studenten. Jeder Student hat auf dieser Universität einen akademischen Mentor, der ihn seine ganze Studienzeit über begleitet, mit ihm diskutiert und ihm Ratschläge gibt. Die Studenten sehen so aus wie überall auf der Welt, Jeans, T-Shirt, allerdings etwas schicker und gepflegter als wir es in Nordeuropa sehen, eher wie in Spanien. Das mediane Alter liegt anscheinend  bei 19 Jahren. Der Unterricht wird sehr schulisch gehalten, mit engem Curriculum und Anwesenheitskontrollen.

Meist herrscht die Ansicht vor, dass hier in der Provinz nichts Neues entstehen kann, aber der Eindruck trügt auch die Studenten selber. So berichtet Roland von einer großen Versuchsanlage, in der Gemüse ohne Verwendung von Erde gezüchtet wird. Als Anker für das Wurzelwerk dient Steinwolle und die Nährstoffe werden sensorgesteuert nach Bedarf über ein wässriges Medium zugefügt, so dass die Pflanzen immer eine optimale Ernährung erhalten. Dies ist in sofern für die Region ein wichtiger Ansatzpunkt, als dass die natürlichen Anbauflächen relativ nährstoffarm sind und daher nur für wenige Jahre gute Erträge hervorbringen. Danach müssen die Flächen ruhen oder entsprechen gedüngt werden, was erstens teuer und zweitens meist mit Überdüngung verbunden ist.

Eine Studentin ist Lehrerin und Fremdenführerin

Miriam, eine 19 Jährige Studentin im 4. Semester versucht uns etwa Spanisch beizubringen, sie ist ein liebes Mädel, 150 cm kurz, pummelig, lacht gerne und bemüht sich ernsthaft, eine nette Gesellschaft zu sein. Wir sitzen im Garten der Uni, dort gibt es Schatten und weitgehende Ruhe. In der Stadt wo wir uns getroffen hatten dröhnten, wie alle Tage Lautsprecher, jeder Laden wirbt, jedes Restaurant, jede Bar versucht die Gäste mit eigener Musik zu unterhalten, so dass Unterhaltung unmöglich wird. An den drei Kreuzungen der Stadt stehen Polizisten, die bei jedem Atemzug ihre Trillerpfeife so heftig benutzen, dass sie schon zum Grundton der allgemeinen Geräuschkulisse gehört. Schwere Lastzüge dröhnen durch sie Stadt, manche mit Anhänger, insgesamt über 25 Meter lang. Doch die Menschen schauen freundlich und die meisten fröhlich aus, denen gefällt es. Einen Tag kann Peter das Hotelzimmer nicht verlassen, wie viele Reisende in dieser Region trifft ihn die Rache des Montezumas. Rächt sich der Aztekenkönig Montezuma II der seine Freundlichkeit zu den Spaniern mit seinem Leben bezahlen musste nach 500 Jahren noch immer an den Fremden?

Einen ganzen Tag fahren wir mit Miriam durch die Gegend über die Bundesgrenze von Quintana Roo nach Yukatan. An der Grenze ist eine richtige Kontrollstation mit Pass und Autokontrolle. Eine Lagune, ca. 25 Km lang, sich in Nord-Süd Richtung erstreckend, besuchen wir, eine fast unberührte Naturlandschaft, dort wäre es schön zu segeln, aber Boote sind dort nicht erhältlich. Fische sollen reichlich vorhanden sein, aber auch Krokodile. So können wir leider nur den Rand des Gewässers besuchen, es ist auch die einzige Zufahrt, die auf der Karte verzeichnet ist. Eine Steganlage mit Sonnenschirmen aus Palmenwedeln säumt das Ufer, ein verkommenes Tretboot liegt auch dort, am Wochenende sollen hier die Einheimischen Picknick machen. Miriam kommt aus Peto, einer Stadt mit 20.000 Einwohnern, 100 KM von José Maria Morelos entfernt. Buntes Kleinstadtleben, sehr ähnlich wie in JMM, nur von allem etwas mehr, noch bunter und lauter. Und mehr Autos, ja sogar die die Tricyclet- Taxis sind hier statt Fahrrad mit Moped Antrieb versehen. Richtig schick! so ein Teil würden wir gerne für einige Wochen benutzen um durch Yukatan und Belize zu fahren. Im Freien, mit einem Dach gegen Regen und für Schatten, genug Platz für das Gepäck, ja sogar ein Tisch für die Jause an beliebigem Orte hätte Platz. Wäre doch eine Idee für low Budget Reisen! So etwas könnte man ähnlich wie Flotillensegeln aufziehen. Eine ehemalige Hazienda besuchen wir, jetzt beherbergt sie die Maya Radio Station. Auf dem Gelände befindet sich die ehemalige Kapelle, die später als Schulraum benutzt wurde und jetzt verfällt, sehr schade, denn der hohe Raum mit der Empore hat Flair. Seitlich angelagert mit Bogengängen befindet sich ein großer aber leerer Pool, vor dem Gebäude liegt eine gemauerte Gartenanlage, alles sehr gut proportioniert, ein Ort der danach ruft gerettet zu werden. Wir phantasieren ein wenig vor uns hin, wie dieses Ensemble aussehen könnte, wenn wir es bewohnen würden, eine wahre Pracht entsteht vor unseren Augen, ein Habitat auf der Wolke denn hier auf der Binnenland  Yukatans würden wir nach der Erschaffung dieses kleinen Paradieses wieder gehen wollen, es fehlt der weite Blick, das Meer, die Bewegung. Nordwestlich von Peto, auf dem Weg nach Mérida liegt die Stadt Tecax, mit großer Kathedrale, und einem prachtvollen großen Platz davor, die leider verschlossen ist. Das hohe Gebäude hat an der Außenseite fast keine Fenster, es mag an die 12 Meter hoch sein; mit seinen dicken Mauern und Zinnen auf dem Dach gleicht es einer Festung, ein Zweck, der bei der kriegerischen Vergangenheit dieses Landes bitter notwendig war. Der Stadtplan ist schachbrettartig angeordnet, die meisten Gebäude, ob alt oder neu haben ein Geschoss oder eine hochgesetzte Fassade. Den Gebäuden in der Nähe der Kirche sieht man noch die Spuren einstiger Pracht an, Erker, geschnitzte Fensterverkleidungen, die Stadt soll einmal Bischofssitz gewesen sein. Am westlichen Stadtrand, befindet sich ein felsiger Hügel an den sich der alte Stadtkern anlehnt. Auf dem Gipfel finden wir eine kleine, ebenfalls verschlossene Kirche vor, dahinter ein kleiner Pavillon, der, dem Müll nach zu urteilen, abendlicher Treffpunkt feiernder Jugendlicher sein muss. Auf dem Weg hoch führt die Treppe an weißen, waagerecht verlaufenden Felsen vorbei, die in der Sonne wie Schnee aufleuchten. Von Oben breitet sich die ebene, grüne Weite Yukatans wie ein stilles nicht endendes Tümpelwasser aus. Selbst von der Stadt ist wegen der vielen Bäume und der niedrigen Bebauung nur wenig zu sehen. Bei der Fahrt durch die Stadt fallen im Randgebiet einige großflächige Industrieneubauten auf, Textilindustrie siedelt sich hier an, die Arbeitskräfte sind noch billig und für die Provinz ist es wichtig Arbeitsplätze auch außerhalb des  Tourismus aufzubauen. Die Stadt macht einen quirligen und fröhlichen Eindruck. Die Menschen sind meist überernährt, der Typ Kugelmensch wiegt, ähnlich wie auf dem Lande,  vor. Miriam genießt es sehr mit dem Auto spazieren zu fahren, wir haben durch sie wieder einen kleinen Einblick in das Leben der Maya bekommen.

Viele Menschen in Europa denken wenn sie das Wort Maya hören an eine alte Hochkultur, die von den Spaniern ausgerottet wurde. Fragt man den Google nach den Mayas kann man Informationen wie diese bekommen: „Die Mayas lebten im Sudwesten Mexikos (Yucatán, Campeche, Quintana Roo, Tabasco und in einem Teil von Chiapas) und Zentralamerika (im Norden und im Zentrum von Guatemala, in Belize und im Nordwesten von Honduras). Die Mayas lebten hier von ungefähr 2000 vor Chr. bis die Spanier Mexiko überfielen."

Tatsache ist, dass noch heute in Mexiko, Belize, Guatemala und Honduras noch etwa 7,5 Mio. Maya leben. Es gibt 30 unterschiedliche Maya Sprachen. Die einzelnen Mayagruppen identifizieren sich über besondere Elemente ihrer traditionellen Kleidung, in der sie sich jeweils von anderen Maya-Gruppen unterscheiden. Jede Maya-Gemeinde hat ihre eigenen religiösen und weltlichen Oberhäupter. Die Behausungen dieser Mayas, sehen fast genauso aus, wie vor 1500 Jahren. Wie damals leben auch heute noch die meisten Maya vom Maisanbau. Verglichen mit den Indigenas anderer mexikanischer Regionen geht es den Yucatán-Maya relativ gut, niemand scheint zu hungern, was man zum Leben braucht, haben die Maya - aber insbesondere junge Menschen möchten am Fortschritt der Zeit teilhaben. Ob der von den Medien verkündete Fortschritt auch ein Rückschritt sein kann, dies zu bewerten lernen die Studenten der Universidad Intercultural Maya de Quintana Roo, mehr noch, sie lernen auch neue Chancen für Ihre Volksgruppe zu entwickeln.

Der Rektor berichtet

Die Studenten der Universität stammen aus Familien deren Lebensumstände nach dem human development index (HDI) auf unterstem Niveau ist, erzählt uns der Rektor Dr. Francisco J. Rosado May. Dr. May war wesentlich an der Gründung der Universidad Intercultural Maya de Quintana Roo beteilig, er setzt sich dafür ein, dass sich die Lebensumstände der Maya verbessern und gleichzeitig die Kultur der Maya erhalten bleibt. Das traditionelle Leben, die sozialen Strukturen, die Kunst, Musik, Tänze und Geschichten - alles was das Leben ausmacht ist in den Maya Dörfern noch lebendig, doch es ist die Tendenz, dass die lokalen Sprachen und die Kulturen verloren gehen. Das Programm der Universität soll den Menschen helfen auf Basis ihrer Kultur Überlebensstrategien zu finden. Denn die derzeitige Abwanderung der jungen Männer von den Dörfern begünstigt die Privatisierung und Enteignung der Kommunengründe, da die leistungsfähigen Männer, wenn sie an der Küste oder im Norden arbeiten, kein Interesse mehr an der heimischen Landwirtschaft haben und die zurückbleibenden Frauen (noch) nicht stark genug sind um das Gemeindeeigentum aus eigener Kraft heraus zu schützen. Auch der Umweltzerstörung soll entgegengewirkt werden. Dies ist natürlich harte Arbeit und kann nur von äußerst gut ausgebildeten Menschen vorangetrieben werden, die gegen erhebliche wirtschaftliche und politische Widerstände ankämpfen müssen. Erst kürzlich wurde vom mexikanischen Kongress  ein Gesetz erlassen, dass die Zerstörung der Mangroven zulässt. Cancún ist ein gutes Beispiel dafür welche Folgekosten entstehen können, wenn nicht auf die Natur geachtet wird. Millionen von Dollars müssen ausgegeben werden um wieder Sand auf die Strände zu bekommen. Der Bundesstaat Quintana Roo ist ein Urlaubsparadies mit dem zweit-größten Riff der Erde und ist auch Teil der grünen Lunge der Erde. Quintana Roo ist im Spannungsfeld der Mayakultur mit Subsistenzwirtschaft, der Ökologie, der CO2 Bilanz und des Tourismus. In Quintana Roo gibt es viele erfolgreiche Beispiele für Eco-Tourismus. EcoTourismus ist einer der drei Programme die an der Universität angeboten werden, die anderen beiden Programme sind Sprache, Kultur und Agrarökonomie das unser Freund Roland leitet. Ab August 2009 kommen noch die Programme Community, Gesundheit und Gemeinde Administration dazu. Einzigartig bei der Universität UIMQROO ist, dass die Professoren nicht nur Vorlesungen für Studenten halten und klassische Forschung betreiben, sondern sie auch zur Zusammenarbeit mit den Gemeinden verpflichtet sind. Studenten und Professoren setzen ihr Wissen gleich direkt in die Praxis um. Die Studenten sollen nach Abschluss Ihres Studiums eigenständige Projekte entwickeln. Wir können nur dem Rektor beipflichten, wenn er sagt, er sieht den  wirkungsvollsten Weg zum Erhalt der noch lebenden Mayakultur darin, dass gut ausgebildete junge Menschen in ihre Dörfer zurückkehren und dort ihre Erkenntnisse in die Praxis umsetzen, die eigene Sprache pflegen, ihre Kultur weiterentwickeln sowie die Natur schützen. Im Sommer 2009 wird an einem Praxisprojekt gearbeitet, einem Entwicklungsprogramm für Maya-Gemeinden für dessen Umsetzung schon das Geld bereitgestellt wurde, der Rektor  der Universität ist begeistert vom Engagement und der Arbeit seiner Studenten. In diese Arbeit werden ja auch ausländische Studenten eingebunden, denn die internationale Zusammenarbeit ist für die Anerkennung der heutigen Mayakultur von großer Bedeutung. Heuer werden die ersten amerikanischen Studenten die Möglichkeit haben an der Universität UIMQROO zu studieren.

Die Mayakultur präsentiert sich dem europäischen Reisenden bisher durch architektonische Relikte und steinernen Denkmälern. Touristen aus allen Teilen der Welt sind von den architektonischen Meisterleistungen der Mayas angelockt und fasziniert. Die einst hoch stehende Kultur der Maya birgt viele Geheimnisse und Rätsel. Mayastätten warten noch vom Regenwald verschlungen auf ihre Entdeckung. Für uns war es jedoch sehr interessant zu sehen, dass die einst am höchsten entwickelte Kultur, die auf den amerikanischen Kontinent lebte Nachfahren hat, die ein weitgehend anderes Leben führen als es die Oberschicht der „antiken" Mayas.

Ein wissenschaftliche Austausch und wirtschaftliche Kooperationen mit Europa wird in naher  Zukunft angestrebt.

 

LINKS

Mexiko - Sonne Sand und die Welt der Maya

http://www.mayamex.de/index.html

Statistical update 2008/2009 - Country Fact Sheets - Mexico

http://hdrstats.undp.org/2008/countries/country_fact_sheets/cty_fs_MEX.html

excursion09.pdf (application/pdf-Objekt)

http://www.agrar.uni-kassel.de/ink/images/excursion09.pdf