Tour durch die Cayes

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Um 08:00 treffen wir Clifford am Hafen.  Zwei Schnorchelausrüstungen hatte Helga gestern schon bei dem Tour-Operator nebenan geliehen, mit Ersatzklamotten und Futter sind wir gut für den Tag gerüstet. Clifford hat noch ein Zusatzgeschäft gemacht und nimmt für 70BZ$ noch  zwei Kanadier und einen Deutschen mit nach Tobacco Cay mit. Der Deutsche, ca  40 Jahre, arbeitet in L.A. als Sales Manager für Nero Software, kommt viel herum, reist auch privat gerne und ist eine angenehme Reisebegleitung.

Windstärke 4 gegenan und eine kurze See lassen das Boot bei ca. 20 KN heftig auf die Seen aufschlagen ich weiß mal wieder warum Motorboote nichts für mich sind. Aber es geht halt schnell und nach einer halben Stunde sind wir auf Tobacco Cay, einem bekannten Ort für Leute, die mit schlankem Budget auf einer Karibikinsel ausspannen möchten. In etwa 500 Meter im Durchmesser, alle paar Meter steht eine einfache  Cabana, dazwischen Sand, Kokospalmen, Hängematten, etwas Strand. Schwimmen kann man, allerdings ist das nächste Riff mit Korallen, bunten Fischen, Rochen und ähnlichen Schönheiten nur mit einem Boot zu erreichen. Viele Gäste bleiben hier für einige Tage zum „outchillen". Wir sind froh hier keine Buchung gemacht zu haben, es kommt uns eher wie ein geschlossenes Flüchtlingslager für Abschiebehäftlinge vor; aber die Insassen dürfen sich auf der Insel frei bewegen.

Vor der Küste von Belize liegen eine Unzahl kleiner Inseln sie sind alle Teil des riesigen Riffes, das von der Spitze Yukatans sich bis nach Honduras erstreckt. In diesem Teil liegt die Riffkante 10 NM vor der Festlandküste, das Wasser dazwischen ist seicht mit max. 10 Metern Tiefe, zahllosen Untiefen, Sandbänken, kleinen Riffen und Felsen. Die Inseln sind flach, höchsten 1.5 Meter über dem Meeresspiegel, der Tiedenhub fällt mit ca 50 cm gering aus. Viele größere Cayes  sind in privater Hand, betrieben als recht teure Resorts oder eben ganz privat, wobei allerdings auch für diese gilt, dass 15-20 Fuß ab Hochwassergrenze als staatlich und d.h. für jedermann zugänglich ist, jedenfalls in der Theorie. Einige Inseln sind reich bewachsen, wie die Man of War Caye, die sich als mangrovendichtes rundes Atoll erstreckt, im Inneren sind 2 Meter Wassertiefe schon viel. Fischer haben ihre Schutzhütten an das Ufer in Mangrovenlichtungen auf Pfählen erbaut, die Boote sind flache Einbäume mit denen sie in jeden Winkel des Atolls hineinkommen können. Die Gewässer sind fischreich, eine Überfischung erscheint auch nicht wahrscheinlich, weil bei den wechselnden Untergründen und Wassertiefen eine großflächige Befischung durch Trawler technisch nicht umsetzbar erscheint, gut für die kleinen Fischer und die Natur.

Bei der South Water Caye machen wir zwei Stunden Strandaufenthalt, Clifford meinte, das sei ein einsamer Strand, aber heute geht dort wie an der Ostsee zu. Die Pelikan Lodge hat hier ein Resort, wirklich schön gelegen, denn hier gibt es Strände und ein Riff mit Korallen und allem was dazu gehört. Das Wasser ist angenehm warm, etwa 24°C, die Sicht ist gut und das Riff bietet uns als unerfahrene viel zu sehen, fächerartige violette Korallen, andere sehen wie freigelegte braune Gehirne aus, hier lässt die Karibik denken und da das Riff noch wächst und dem Great Barrierreef bald den Rang ablaufen wird, hat die Karibik sicherlich eine intelligente Zukunft. Bunte Fische, große Seesterne erfreuen uns, alles ist farbig, keine Zeichen für schwerwiegende Schäden zu sehen, soweit das unerfahrene Auge es beurteilen kann.

Der Strand ist rein und weiß, ein unangenehmer Angestellter des Resorts möchte uns vertreiben, er behauptet, all dies sei Privateigentum, aber das bringt er nicht so wirklich überzeugend rüber.

Clifford und sein Helfer haben derweil gefischt, sie haben an die 10 Kg eingefahren, morgen ist die Taufe seiner Söhne und abends gibt es ein Grillfest für Verwandte und Freunde, wir werden auch eingeladen und sagen zu, mal sehen ob das wirklich klappt.

Bei einem Riff  das den Abschluß zur offenen See hin darstellt, fällt der Anker und wir gehen wieder Schnorcheln, während unser Captain weiter für das Fest angelt. Ähnlich wie beim ersten Gang, bunte Fische und ein intaktes Korallenriff mit vielen Gebilden, die wir zwar bewundern aber nicht benennen können, wirkliche Bildungslücken. Große Rochen liegen im Sand oder schweben mit langsam ondulierendem Schlag der ausladenden Seitenflossen durch das Wasser. Fische, in allen Regenbogenfarben schillernd flitzen durch den Korallenirrgarten, ganze Schwärme fast weißlicher Tiere, ca 40 cm jeweils lang verharren im Schatten der Unterwasserfelsen. Wir kommen bis ans Ende des Riffes bei dem sich die Brandung bemerkbar macht und eine kräftige Strömung uns das Zurückkommen erschwert, einen Schlag voran, drei um nicht zurückzutreiben, doch die Strecke ist eh nur kurz. Das an Bord kommen über die Bordkannte müssen wir noch üben fürs erste benötigen wir noch eine helfend ziehende Hand, später klappt auch dies alleine.

Zurück an Bord, Clifford hat noch weiter Beute gemacht, fahren wir noch eine kleine Insel, bestanden mit hohen Bäumen und umschwirrt von Vögeln an. Ein Betretensvervot schützt die Vogelwelt. Die Bäume sitzen voll, bis auf einen in dem ein Artgenosse Selbstmord begangen hat, er hängt an einer Angelschnur, die er   anscheinend zusammen mit einem abgerissenen Köder  als leichte Beute angesehen hatte. Im Unterholz schreiten Reiher, oben sitzen und fliegen die schwarz-weißen  Vögel, die Männchen mit einem gewaltigen leuchtend rotem Halssack, der aber nur Bedeutung für das Balzritual hat, gefüllt wie bei den Pelikanen wird er nicht.

 Auf der weiteren Fahrt lerne ich noch wie hier die Lobster gefangen werden: Clifford hat einen 1 Meter langen Teil einer Angelrute an der Spitze mit einem 5 cm Angelhaken fest bestückt. Mit diesem wir bei den „Fallen" getaucht, der Haken unter den Leib des Tieres geführt dann schnell heftig nach oben gerissen, so dass das Tier sicher aufgespießt werden. Er fängt aber nur große Tiere, die kleinen sollen noch wachsen. Die „Fallen"  bestehen aus 2 m² Wellblech oder anderen Baumaterialien, die auf dem Meeresgrund auf 3-4 Meter Tiefe liegen, meist in der Umgebung von Sand und Seegras, so dass für die Tiere dies der einzige Unterschlupf im weitern Umfeld ist. Optimaler Weise hebt einer die Falle unter Wasser an, während der andere mit dem Haken fix aberntet. Dabei fällt mir natürlich die Rolle des Fallenanhebers zu, den fixen Zugriff auf die Tiere mit dem Haken müsste ich erst noch üben. Ca 7 Fallen werden so abgeerntet, danach muss man sie einige Zeit in Ruhe lassen, sonst vergrämt man die Tiere. Deshalb sollte der Lobsterjäger auch immer erst vorsichtig unter die Falle schauen, bevor sie  angehoben wird, denn wenn nur kleine Tiere dort sind lohnt das Anheben nicht.

Zwischen den Inseln sind auch einige Fahrtenyachten unterwegs, so zwischen 9 bis 12 Metern Länge, aus Kanada und den US, teilweise einfach und zweckmäßig ausgestattete Schiffe, als Charteryachten erkennbare Schiffe sichten wir nicht. Das Revier dürfte für Bare Boat Charter auch zu  kompliziert sein, die sich ständig ändernden Sandbänke, die wachsenden Korallenriffe lassen alles Kartenmaterial recht unzuverlässig werden.

Clifford erzählt, dass für den Betrieb eines Boote zwei Genehmigungen der Fischereibehörde, sowie zwei weiter der Hafenpolizei und ein spezieller Führerschein für den Personenverkehr auf dem Wasser erforderlich ist. Auch ansonsten sei die Bürokratie sehr mächtig und private Einzelinteressen vermischt mit politischer Macht bestimmen die regionale Entwicklung, bzw. Behinderung mehr als eine offene Diskussion über öffentliche Ziele. Private Initiativen, die über den eigenen Gartenzaun hinausgehen werden behindert und verlaufen sich im Sande. Außerdem ist die Mentalität der meisten Menschen hier sowieso auf der take it easy Welle und Dinge die nicht direkt auf den Nägeln brennen werden eben nicht angegangen, das gilt für öffentliche Entwicklung wie für den Anstrich des eigenen Hauses

Die Rückfahrt gestaltet sich bei Wind und Welle von achtern angenehmer, es versöhnt mit dem Motorboot, ein kleiner Sonnenbrand auf dem Rücken erinnert noch am nächsten Tag an das Schnorcheln und zur Nacht sitzen wir wieder im Riverside und genießen den frischen gegrillten Fisch.