sonnenaufgang

 

Wieder an Bord

Und wieder beginnt unsere lange Reise im östlichen Mittelmeer mit einem Sonnenaufgang. In der klaren Morgenluft schimmert das ansonsten diesig verhangene Taurusgebirge leicht rosa übergossen, Windstille, glattes Wasser auf dem sich die aufgehende Sonne um 05:30 spiegelt. Wir motoren nach Süden, lassen Antalya hinter uns, endlich sind wir wieder auf der Twiga unterwegs. Die Gebirgskulisse ist großartig, Berge wachsen direkt aus dem Meer empor. Jetzt Mitte Mai fängt die Saison gerade erst an, außer uns ist niemand auf dem Wasser, erst bei Kemer bewegen sich Boote. Im Südhafen der antiken Stadt Phaselis liegen drei Yachten, zwischen den Inseln von Ücadalar ankert eine Gület. Bei Adrasan eröffnet sich ein weiter Blick auf die Berge, deren Gipfel jetzt noch mit Schnee bedeckt sind, während es hier auf dem Wasser langsam warm genug wird, um sich aus den Windjacken zu schälen. Mittags passieren wir Suluada, die im Süden stehende Sonne beleuchtet die Insel rot übergossen. Am Morgen war es noch recht kühl, doch in der Mittagssonne wird es endlich wohlig warm. Die Maschine gibt gelegentlich etwas mahlende Geräusche von sich, läuft aber dennoch regelmäßig, irgendetwas ist dort im Busche. Nachmittags kommt endlich etwas Wind auf, die letzte Strecke nach Finike können wir segeln, die Ruhe ist herrlich und das hohe Gebirge hinter der weit geschwungenen Bucht immer wieder sehenswert.

Die Marina von Finike glänzt wieder mit promptem Service, ein Stegspaziergang zeigt uns viel vertrautes, einige kleine Neuerungen gibt es, das „Port Hole" hat ein neues Gebäude bekommen, das Office ist auch umgezogen und Internetzugang gibt es nicht mehr, da die türkische Regierung beschlossen hat, dass öffentliche  WLAN Betreiber alle Nutzer mit einer genauen Liste der aufgerufenen Web-Sites melden müssen, angeblich um die Kinderpornografie zu bekämpfen. Mit dieser Begründung lässt sich derzeit politisch korrekt jede Schnüffelei begründen. Allerdings sind für eine solche Kontrolle eine neue Soft- und Hardware erforderlich, die scheinbar noch nicht verfügbar ist. Ins Internet kommen wir trotzdem, da ein Hotel am Hafen ein offenes WLAN betreibt, dem es anscheinend egal ist wie sich die Rechtslage verändert hat.

Im Hafen liegt auch die TOSIMOH mit Oli und Heinz und wir verbringen einen vergnüglichen Abend mit den beiden. Oli serviert selbstgemachten Reiswein und frisches Roggenbrot. Die beiden waren lange Zeit in Asien, da fehlten ihnen natürlich Köstlichkeiten wie Roggenbrot und Wein, doch Oli ist kreativ und erfindet dafür Rezepte. Sie braut aus 1 kg Zucker, ¼ l Rosinen, ½ l Reis, 1 EL Hefe, 1 Tasse Tee und Wasser köstlichen Wein. Die Zubereitung verlangt etwas Zeit: zuerst muss der Zucker in heißem Wasser gelöst werden, dann wird mit kaltem Wasser aufgefüllt. In die abgekühlte Flüssigkeit werden alle anderen Zutaten gegeben. Dieser Ansatz muss in den nächsten 6 - 8 Tagen häufig umgerührt werden und wenn keine Blasen mehr aufsteigen ist es Zeit den Wein in einen geschlossenen Behälter zu füllen und  nochmals eine Woche zu lagern, dann kann er in Flaschen abgefüllt werden. Die letzte Weinproduktion dauerte etwas länger, denn die Temperaturen Ende April waren in der Türkei sehr niedrig, die optimale Vergärungstemperatur liegt bei gemütlichen 28 Grad.

Humberto ankert vor dem Hafen, leider kommt er nicht hinein mit ihm ist auch gut plauschen. Humberto ist in den letzten 9 Jahren auf seinem kleinen Segelboot .... weit gereist, jetzt ist er auf dem Weg nach Hause, nach Spanien und er freut darauf sich seine Kinder wiederzusehen.