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pandora

 

Fischsuppe und Flautensegeln

Weiter geht zu einem vertrauten Ziel, nach Kekova, an Hassans Steg, vorbei an Kaleköy. Auf dem Weg  kommt  ein guter Segelwind auf und die Twiga läuft fix, noch etwas mehr Wind und wir hätten reffen müssen. Abends gönnen wir uns Hassans Fischsuppe, wirklich köstlich - die Frau von Hassan, eine exzellente Köchin, hat diese Suppe zubereitet: festes Fischfleisch, Gemüse der Saison, Safran, Curry, Zwiebeln, Pfeffer, Salz, Knoblauch, Olivenöl. Die Suppe kommt im Topf auf den Tisch, die Portion für zwei Personen ist für uns beide zu viel, zumal wir vorher schon die köstlichen Vorspeisen genossen hatten.

Wir lernen Vera und Ken kennen und verbringen mit den beiden vergnügliche Abende in der Plicht. Vera ist eine gebürtige Deutsche, Ken ist Australier, beide sind um die siebzig und ständig unterwegs. Im Sommer reisen sie mit dem Wohnmobil durch Europa  und den Vorderen Orient, jetzt kommen sie gerade von Syrien und sind auf dem Weg nach Österreich. Vera und Ken sind begeisterte (Hobby) Archäologen mit einem soliden Wissen und beteiligen sich auch aktiv an Grabungsprojekten. Viel Zeit verbringen sie auch in Österreich, Rossatz ist Ihre dritte Heimat. In Österreich haben Sie ein ausgefülltes Kulturprogramm, Sie reisen zu Konzerten nach Vorarlberg und ins Burgenland, auch Wien steht wie immer auf ihrem Programm. Im Winter sind sie in Australien, denn dann ist dort Sommer und dann reisen dort umher, ihre Wohnung in Brisbane sehen sie nur selten. Ken hatte eine Schiffsausrüsterfirma, die gut lief und dank derer er auch mit Mitte fünfzig in Pension gehen konnte. Vera hatte Ende der sechziger Jahre in Frankfurt Wirtschaft studiert, war während der Studentenrevolution die einzige weibliche Börsenmaklerin in Frankfurt. Beide sind seit Jahrzehnten verheiratet und gehen sehr liebevoll und aufmerksam miteinander um. Sie laden uns ein, nach Brisbane zu kommen, eine durchaus ernst gemeinte Einladung - wir könnten ihre Wohnung benützen, gleiches gilt natürlich auch umgekehrt. Wir werden darauf sicherlich gerne zurückkommen, wenn uns der Weg dorthin führen sollte.

Auf einer Wanderung rund um die Bucht finden wir auch den Seepferdfelsen wieder, eine natürliche Skulptur aus Karstgestein, Helga fotografiert mich oben auf dem Kopf dieses Naturkunstwerkes. Der Pfad um die Bucht ist zu einer Schotterstraße geworden, im Scheitel der Bucht sind weitere Gemüsezuchtanlagen unter Folie entstanden, die ursprüngliche Wildnis muss langsam weichen. Wir gehen etwas querfeldein zu einer kleinen Bucht am Kanal zwischen der Insel Kekova und dem Festland, dort, wie fast überall gibt es antike Ruinen und Fischerboote, alles höchst malerisch und fast touristenfrei. Am Hang entlang geht es weiter auf Ziegenpfaden Richtung Kaleköy und mitten in der Maccachia-Wildnis stehen die lykischen Sarkophage, eine Nekropolis die über dreitausend Jahre alt ist. Die Wohnsiedlungen lagen unten am Wasser, jetzt sind die Fundamente unter Wasser zu besichtigen, denn der Wasserstand steigt kontinuierlich um 15 cm pro 100 Jahre, bzw. richtiger: das Land senkt sich. Auf dem Weg blühen viele schöne Blumen, Disteln und Kräuter - es duftet nach Salbei und Thymian. Der Ziegenpfad ist relativ leicht zu begehen, die klugen Tiere sind wahre Wegebauer. Alte Olivenbäume, die sicherlich schon seit dem Mittelalter hier stehen wachsen neben antiken Mauern und Gräbern, Hühner laufen frei herum, Pfade führen wirr durch das Buschwerk und enden im Nirgendwo, von wo aus  wir uns ohne Pfade durch Büsche und Felsen arbeiten müssen, dafür aber auch mit wunderschönen Ausblicken belohnt werden. Kaleköy selber ist eine bunte Mischung aus antiken Mauern, osmanischen Festungsanteilen, lykischen Felsgräbern, die auch als Gartenschuppen dienen, alles geht durcheinander, eine charmante Mischung der Jahrtausende, wobei die Neuzeit architektonisch allerdings nicht allzu gut abschneidet. Zum Wasser hin schieben sich Steganlagen hinaus, an denen Yachten und Gülets anlegen sollen - noch sind nicht viele Boote unterwegs, kann sein, dass es dieses Jahr sowieso ruhiger wird.

Im Gegensatz zu Kaleköy wird in Ücagis heftig gebaut, eine völlig neue Steganlage entsteht mit Schwimmstegen, die mit Wasser- und Stromanschlüssen ausgestattet werden Die Gemeinde ist der Bauherr und danach sollen die privaten Stege, auch der von Hassan, stillgelegt werden - alle müssen dann an die neue Steganlage, natürlich gegen Gebühr. Hoffentlich wird das Ankern nicht auch noch verboten, dann werden nämlich die Fahrtensegler sicherlich wegbleiben.

Ücagis ist auf unserer Wanderung an der Bergflanke entlang schön zu sehen. Wir treffen ein deutsches Ehepaar am Berg, die uns den Tipp geben bei Gelegenheit von Finike aus nach Arykanda zu fahren, diese faszinierende antike Stadt liegt 30 KM landeinwärts am Hang des Taurusgebirges, eben dort, wo wir von See her den Schnee auf den Gipfeln sehen konnten.

Wir wollen weiter nach Kastellorizo und freuen uns schon auf Leckereien wie Retsina, europäische Käsesorten und Schinken. Um 9 Uhr, gleich nach dem Kaffee trinken, klarieren wir die  Leinen und starten die Maschine. Die Maschine schnurrt, aber die Schraube dreht sich nicht! Alle Versuche die Welle wieder gängig zu bekommen scheitern, auch tauchend erreichen wir nichts. Der Verdacht ist, dass die Welle durch einen verrutschten Bolzen blockiert wird, eine Stelle an der wir schon vor zwei Jahren einen ähnlichen Schaden hatten und der in Finike aufwendig wieder gerichtet wurde. Wir müssen zurück nach Finike. Hassans Mitarbeiter schleppt uns vom windstillen Steg weg bis wir im Fahrwasser zwischen Festland und Kekova sind. Es weht eine laue Backstagsbrise, ein bis zwei Beaufort, mit dem Parasail können wir noch 2-3 Knoten Fahrt raus kitzeln, ein geruhsames Segeln, wenn nicht die dunklen Wolken über dem Festland stünden. Von Ferne hören wir Donner und sehen kilometerbreite Regenschleier sich an den Hängen verlieren. Wir sind froh, das Gewitter bleibt in den Bergen hängen. Die Luft scheint zu stehen, nur sehr langsam kommen wir voran, vorbei an dem antiken Myra, das durch das Wirken von Bischof Nikolaus weltberühmt wurde. Im Flauten segeln zeigt sich das Können des Skippers, Peter versucht aus jedem Windhauch Fahrt zu machen, bis wir um 19 Uhr  in der Bucht von Finike die französische Segelyacht Pandora sehr nahe sehen als wir in einem totalen Flautenloch hängen. Wir zeigen durch Tuten und dem Schwingen von Fender und der Vorleine der Mannschaft der Pandora an, dass wir Hilfe benötigen. Die Pandora nimmt uns längsseits, das Manöver geht ruhig und gekonnt ab, Fender raus, Leinen Übergabe, dann bekommen wir noch ein Bier und tuckern gemeinsam zur Marina. Durch Funk geben wir dann in der Marina Bescheid, dass wir Hilfe benötigen, dass das  Boot aus dem Wasser muss. Professionell wie immer handeln die Marinaleute, sie schieben uns mit Ihrem Gummiboot zum Travellift.