kastellorizon

 

Nichts wie weg

Doch zuerst müssen neue Hydraulikschläuche besorgt, der Motor repariert und wieder eingebaut werden, dies findet endlich am Mittwoch statt. Peter verbringt den ganzen Tag in der Werkstatt, beobachtet jeden Handgriff der Mechaniker, gibt hin und wieder vorsichtig Ratschläge, zieht auch manche Mutter stramm. Es ist den Mechanikern völlig unverständlich welchem Gerüttel so ein Motor auf einem Boot ausgesetzt ist, dass sich da sehr leicht Muttern lösen können, Kontermuttern sinnvoll sind. Noch am Abend wird der Motor über den Baum in die enge, neu abgedichtete Motorbilge gehievt und festgeschraubt, Peter macht dann noch die Elektroinstallation. Wir sind geschafft und froh, denn morgen können wir endlich weg von Finike, der Motor ist generalüberholt. Wir müssen noch auf die Rechnung warten - 800 Euro, in Westeuropa hätten wir für diese Großreparatur wesentlich mehr bezahlt.

 

Um 11 Uhr kommen wir endlich weg, wir hören kritisch auf das Schnurren unseres Motors, unsere Ohren sind im Motorraum, ein leichter Wind kommt auf und wir setzen die Segel, Peter denkt schon daran zur Feier des Tages das geliebte Parasail zu setzen. Was sehen wir aber am Horizont? - Eine durchgehend gelbgrüne Linie am Wasser - es schaut gefährlich aus. Was uns wohl dort erwartet? Langsam kommen wir näher, bei der Windkante angekommen wissen wir es, Starkwind - 9 Beaufort, 3 Meter hohe Wellen und das gegenan. Wir wollen weg von Finike und kreuzen auf, kämpfen 1 Stunde gegen Wind und Welle. Es macht Freude wieder aus dem Hafen zu sein, aber es hat keinen Sinn noch länger zu kämpfen, bei diesen Bedingungen wären wir wohl erst um Mitternacht in Kekova, also drehen wir um und fliegen fast zurück nach Finike. Wir machen einen gemütlichen Lesenachmittag in der Plicht und unterhalten uns mit den Finike-Stegseglern. Da ist Gert, der uns erzählt, dass er vor vielen Jahren mit seiner SY Refugium die Welt umsegelt hat, er schwärmt von tagelangen Passatwinden, jetzt kommt er nur selten raus aus dem Hafen und wenn, dann fährt er zur griechischen Insel Kastellorizo. Auch wir wollen bei unserem 4. Versuch von Finike wegzukommen zur Dodekanes Insel Kastellorizo, denn so sympathisch die Stegsegler-Gemeinde Finike auch ist, wir wollen weg. Wird Finike für uns auch einmal die Endstation sein? Warum auch nicht - später, irgendwann -aber nicht jetzt! Nicht jetzt!

Immer wieder Kastellorizo, Boynus Bükü und Buzukale

Wir stellen uns den Wecker für 4 Uhr früh, bei spiegelglattem Wasser tuckern wir aus dem Hafen. Vom Sturm des Vortages erinnern noch die hohen Wellen, kein Wind am Vormittag. Wir motoren und erfreuen uns am Klang des Motors, vor Kastellorizo wechseln wir die Flaggen, um 12 Uhr werfen wir den Anker und machen am Kai des entzückenden Hafenstädtchen fest. Der Wirt, vor dessen Tischen wir festmachen, erkennt uns wieder, wir waren das letzte Mal im September 2008 dort. Unser Ritual ist immer das gleiche, erst in das kleine Geschäft Käse und Wein einkaufen, gleich eine kleine Jause - ja, wenn man länger in der Türkei lebt, schätzt man diese Köstlichkeiten besonders. Eine Engländerin, die vor uns den Laden verlässt, jubelt auch „Schinken, Käse". Und dann machen wir einen ausgiebigen Ortskontrollgang, es wurden wieder einige Häuser instandgesetzt, es sind jetzt nur wenige die auf Rettung warten. Wieder träumen wir davon, uns in diesem idyllischen Ort niederzulassen, eines der klassizistischen Häuser mit Balkon und Blick übers Meer zu retten, einen Feigenbaum und einen Orangenbaum im kleinen Garten und das Boot vor der Haustüre zu haben. Einfacher ist es sicher, einmal im Winter auf längere Zeit zum Schreiben hierher zu kommen, es werden sehr schöne Appartements angeboten. Wir gehen entlang des großen Naturhafens und dann hinauf zur Burg von wo man einen grandiosen Ausblick hat, der Himmel ist blau, das Meer türkis aus dem kleine weiße Inseln aus dem Wasser ragen. Von der Burg aus ist auch der zweite Hafen, der versandete Mandrakihafen zu sehen, davor sind zwei Boote vor Anker. Im oberen Stadtteil ist ein großer Dom mit angeschlossenem Kloster, diese Bauwerke warten noch auf Rettung. Kastellorizo war vor dem 2 .Weltkrieg eine Stadt mit 12000 Einwohnern, heute bemüht sich die griechische Regierung sehr die Einwohnerzahl über 250 zu halten, denn ansonsten müsste die Insel laut Vertrag an die Türkei abgetreten werden. Kastellorizo ist durch Flugverbindung und Fähre gut an Rhodos angebunden. Heute, Ende der Woche kommt ein Flugzeug an, Aufregung bei unserem Kneipenwirt, der Sohn kommt fürs Wochenende wieder von der Schule in Rhodos nach Hause. Wir nehmen fürs Abendessen gleich den Tisch neben unseren Boot, es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass man bei dem Wirt isst, vor dem man ankert. Die Fischsuppe und die gebratenen Auberginen sind gut - wir gehen früh ins Bett, denn der nächste Schlag sind wieder 50 Meilen und um 4 Uhr ist Tagwache.

 

Der Sonnenaufgang ist wieder faszinierend, ein Farbenspiel von orange, golden und blautönen, die See ist ruhig, diese Stimmung halten wir in Kalenderfotos fest. Das sanfte Licht er Morgensonne gibt unseren nicht mehr ganz jungen Körpern einen schönen Glanz. Erst vor ein paar Tagen haben wir in Finike den englischen Film „Kalendergirls" auf DVD angeschaut, dessen Botschaft es ist, dass auch älter e Menschen nackt schön sind, durchaus Wert fotografiert zu werden. Die englischen Ladies sind mit Ihrem Kalenderprojekt berühmt geworden, haben damit viel Geld verdient. Ob uns dies auch gelingen wird? Geld könnten wir brauchen und unsere Kalenderfotos sind schön - an ganz besonderen Plätzen aufgenommen.

 

Gegen Mittag kommt dann Wind auf und wir sind wieder mit dem Segeln beschäftigt, ja im Golf von Fethiye brist es auf 6 Beaufort auf. Viele Boote liegen schon vor Anker als wir um 16 Uhr in unsere Lieblingsbucht Boynus Bükü einlaufen. Mit nur 1,40 Meter Tiefgang finden wir in der letzten Ecke noch Platz, Peter befestigt noch eine Landleine, sodass wir keinen Schwojenraum benötigen. Und dann für mich das erste Mal wieder schwimmen, das Schilf ist nah und wir veranstalten wieder eine fröhliche Schlammschlacht. Dann kochen wir aus dem in Öl eingelegten Rindfleisch ein Gulasch mit Karotten und grünem Pfeffer, dazu gibt es Bier. Mit dem Oboenkonzert von Mozart lassen wir den Abend ausklingen - es war ein langer, schöner Tag. Am Sonntag haben wir keine Lust weiter zu ziehen. Schwimmen, ein ausgiebiges Frühstück mit Kaffee, Eier, Käse, Schinken und Salami danach einfach faul sein, lesen - Peter liest „Es muss nicht immer Kaviar sein" in einem durch. Nach dem geruhsamen Sonntag ist wieder um

 

 4 Uhr Tagwache - 60 NM sind es bis Buzukale, um 17,45 Uhr gehen wir bei Ali Baba an den Steg, ein schöner Segeltag, Wind 1 - 6 von West bis Südwest, in der Straße von Rhodos ist wie immer Starkwind,  zeitweise hatten wir den Motor zur Unterstützung, denn bei einem so langen Törn ist eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 4 Knoten sinnvoll. Wir sind die letzten, die noch Platz haben um am Steg festzumachen, neben uns ein Paar aus Norwegen, auch ein großer Katamaran mit einer Chartercrew aus Oberösterreich liegt am Steg. 6 Männer die seit Jahren jedes Jahr einen Törn machen und sehr viel Humor haben. Es rennt der Schmäh, wir genießen kurze gemeinsame Zeit und den guten Frühstückskaffee. Am Morgen machen wir noch Bootsbesichtigung, ein ungeheures Platzangebot gibt es auf diesem 15 Meter Kat, jede Kajüte mit eigener Dusche und Toilette, das große Panoramafenster im Salon, die helle freundliche Innenausstattung hat mir besonders gefallen. So ein Katamaran bietet großzügigen Lebensraum, ja irgendwann ein 2-Rumpf- Eigenheim, das wäre doch was. Sicher für unsere Lebensweise passender, als unsere phantastischen Pläne mit denen wir immer wieder Häuser in besonderer Lage retten, oder durch moderne Technologie Lebensraum auf einsamen Inseln schaffen.

Von der Burg in Buzukale sehen wir hinüber nach Rhodos und Symi und in der Ferne die winzige Insel Alimnia und Chalki Südwestlich vor Rhodos gelegen, dies ist unser nächstes Ziel. Die Dodekanes Inseln sehr nahe der türkischen Küste in der östlichen Ägäis gehören erst seit 1947 zu Griechenland. Vom 14. bis Anfang des 16. Jahrhunderts hatten die Kreuzritter des Johanniterordens ihren Sitz in Rhodos. Unter den folgenden 450 Jahren in türkischer Herrschaft genossen die Dodekanes-Inseln bedeutende Privilegien und Steuervorteile. Die osmanischen Türken mischten sich relativ wenig in die inneren Angelegenheiten der Inseln ein. Es gelang, eine eigenständige Verwaltung, Schulen und eine medizinische Versorgung aufzubauen. 1912 erklärten sich die Inseln für unabhängig, wurden aber kurz darauf von Italien im Krieg gegen die Türkei besetzt. Die Italiener hinterließen zahlreiche Bauwerke, förderten die Infrastruktur und machten Italienisch zur Pflichtsprache. Ihre Häuser strichen die Bewohner in weiß und blau als Zeichen für Griechenland. Wir werden uns die Dodekanes Inseln genauer anschauen,