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Bergtouren auf Kos und Kalymnos

kalymnos

 

 

Eine schöne Bergtour

Donnerstag, den 25. Juni

Mit Klaus sind wir für den Vormittag verabredet eine Bergtour zu unternehmen. Er hat einen Kleinwagen gemietet mit dem wir zu den Bergen fahren. Klaus wandert jedes Mal wenn er nach Kos kommt auf diesen Berg und auch jedes Mal bevor er die Insel wieder verlässt; und dieses steht kurz bevor, denn in zwei Tagen kommt seine Schwester auf Florida für drei Segelwochen auf Besuch. Klaus ist Ende 60, fit, wandert gerne, war früher Berufsschullehrer und ist  seit fünfzehn Sommern  jedes Jahr für 6 Monate an Bord seiner „Happiness is II". Inzwischen kennt er das Mittelmeer wie seine Westentasche. Jetzt hat er genug vom Segeln möchte lieber mehr wandern und Golf spielen. Seine Frau ist jünger als er, Grundschullehrerin und muss noch einige Jahre arbeiten, gemeinsam Segeln geht nur in den Ferien. Wir fahren an den Berghang des Dikaios, lassen das Auto stehen als der Weg zu schlecht wurde, dann geht es auf einem mäßig markierten  Wanderpfad bergauf. Pinien, Feigenbäume, Oliven, Walnussbäume und blühender Thymian geben dieser Wanderung eine fast schon kulinarische Duftnote, schade dass die Feigen noch nicht reif sind, in solch einen Baum zu klettern und die frischen Zweige in luftiger Höhe mit Ausblick durch die großen Blätter zu genießen, herrlich, doch dieser Genuss muss noch um 4-6 Wochen verschoben werden. Der Weg ist nicht sonderlich schwierig nur auf den Geröllhängen ist Vorsicht geboten. Der Fernblick ist weiter höher  ungestört, dort gibt es fast keine Bäume mehr, der Grund ist zu karg. Der Gipfel liegt auf einem Hochplateau, das nur an einer Stelle zugänglich ist, eine kurze und steile Schlucht. Oben geht es wieder langsamer bergan und wer genau hinschaut findet zwischen dem Geröll, den Büschen und Gräsern antike Zisternen und Mauerreste. Das Gelände ist jedoch archäologisch nicht aufgearbeitet, sodass Grundrisse von Gebäuden oder Siedlungen nicht erkennbar sind; dennoch glauben wir, dass in dieser bestens zu verteidigenden Situation eine  Bergstadt befunden haben muss. Riesige Disteln stehen allenthalben in tiefblauer bis violetter Blüte. Und zwei Schildkröten treffen wir an, die sich doch sehr mühen müssen um auf ihren kurzen Beinen über die Felsen zu kommen. Der eigentliche Gipfel ist über 800 Meter hoch, dicht bei steht eine Notunterkunft und - natürlich- eine blau weiße Kapelle. Ein Panoramablick mit bester Fernsicht belohnt unsere Mühen, es ist so klar, dass der antike Hafen von Knidos drüben auf der Datca- Halbinsel zum Greifen nahe erscheint, Nissiros und Tilos sind klar zu erkennen, besonders schön  hebt sich der Vulkankrater von Nissiros aus dem blauen Wasser, das fast nahtlos am Horizont in den blauen Himmel übergeht; die scheint zu schweben. Einige Wolken kommen auf, der Wind ist frisch, ideale Bedingungen zum Wandern. Nach 4 Stunden sind wir wieder zurück beim Auto, Klaus möchte noch in die Therme Badesachen sind gepackt. Die Therme liegt am südöstlichen Steilufer und ist nur über einen schlechten Schotterweg zu erreichen, dennoch haben sich einige Griechen und Touristen die Mühe des Weges gemacht. Wir sind jetzt faul und fahren mit dem Mietwagen, ein wirklich grenzwertiges Unterfangen mit dem kleinen koreanischen Schlaglochdetektor. Die Therme besteht aus einem Felsenkreis mit ca. 30 Metern Durchmesser, direkt den Fels der Küste angrenzend. Von See her kommen die Brandungswellen durch die Steine in den Naturpool, von Land, aus dem Gebirge, kommt eine 40° heiße schwefelige Süßwasserquelle geflossen. Der Wechsel zwischen dem heißen und dem vergleichsweise kühlen Meerwasser ist ähnlich entspannend wie ein Saunabesuch. Ein Eintritt wird nicht erhoben und ein Restaurant direkt daneben hat auch  nicht eröffnet, noch ist Vorsaison. Ein rundum schöner Tag. Helga muss an Bord noch etwas am PC arbeiten Klaus kommt am Abend noch vorbei und wir beide trinken noch an Bord von der Happiness  eine Flasche Sekt aus, er erzählt noch einiges über das Schiff. Helga und ich denken ernsthaft daran es von Klaus im nächsten Jahr zu erwerben, es hat eben Charme, ist stabil und bietet für uns zwei genug Lebensraum um auch für einige Jahre durchgehend an Bord zu leben.

Freitag, den 26. Juni

Um 09:00 laufen wir aus. Die gesamte Strecke bis Ormos Emporio an der Nordwestküste von Kalymnos müssen wir motoren, gelegentlich kommt auch noch ein Hauch Wind zur Hilfe, so dass wir wenigstens so tun können, als seien wir ein Segelboot. Meine beiden Ohren hängen wie bei einem nicht prämierbaren Langohrhasen (nicht prämierbar, weil bei diesen die Ohren nach den Regeln des europäischen Langohrhasenzüchterverbandes steif abstehen müssen!) tief herunter in den Motorraum, ich bin sehr misstrauisch ob auch alles richtig läuft. Nach zwei Stunden Maschine aus und Motorkontrolle und siehe. Die Befestigung der  Hochdruckpumpe muss nachgezogen werden, dort leckt etwas Diesel auf den Motor, und ein Inspektionsluk an der Seite der Maschine, das in Finike eröffnet worden war ist auch undicht geworden, die Muttern haben sich gelockert und es tropft Öl in den Motorraum. Anziehen der Muttern und Schrauben hilft und die nächste Kontrolle nach weiteren zwei Stunden zeigt einwandfreie Verhältnisse, möge es so bleiben! Kalymnos erscheint gegenüber Kos recht kahl, der Grund liegt einmal an der antiken Abholzung aber auch im Karstgestein, das jeden Regen schnell versickern lässt. Außerdem sind durch Erdbeben im 15. Jh. Salzwassereinbrüche in die früher vorhandenen Brunnen entstanden, so dass  Grundwasser nur an wenigen Stellen gewonnen werden kann. Dennoch hat diese Insel in ihrer wilden Kargheit einen unbestreitbaren Charme. Die Felswände leuchte in blaugrau, Ocker und Grün, in den Tälern hat vergangene Regen Oleandergebüsche zum Blühen gebracht. An den Berghängen sind antike Terrassierungen zu erkennen, hier muss früher eine intensive Landwirtschaft betrieben worden sein, nicht nur die Schwammtaucherei, die erst in den achtziger Jahren zum  Erliegen kam, als eine Schwammkrankheit fast die gesamten Bestände ausgerottet hatte. Heute werden Schwämme aus Asien importiert und hier den gläubigen Touristen als typisch griechisch verkauft. Abwechslungsreiche Buchten,  kleine Inseln, klares tiefblaues Wasser und strahlende Sonne bei kühlendem Fahrtwind macht die Tour  auch unter Maschine zum Genuss. Am frühen Nachmittag laufen wir in Emporio ein, eine Bucht die ringsum geschützt ist, mit hohen Bergen rundherum, wir fühlen uns wie auf einem  Gebirgssee oder in einem Fjord. Leider ist der Ankergrund meist schlecht, doch im Ormos Emporio sind Mooringe für Yachten ausgelegt worden von den paar Tavernen die in dem kleinen Ort betrieben werden. Wir machen fest und dann ist Zeit für Schwimmen, Siesta, ein Ankerbier und eine wunderschöne Schmuserunde unter Deck, an Deck ist es hier doch zu gut einsehbar. Auf jeder Tonne steht natürlich auch der Name des edlen Spenders in der Erwartung, dass die jeweilige Crew sich auch bei ihm zu Dinner einfindet. Unser Wirt heißt Nikolas, seine Taverne befindet ca. 50 Meter über unserem Ankerplatz am Hang mit einem phantastischen Panoramablick über die gesamte Bucht, deren Osthänge von der Abendsonne  ockerfarben aufleuchten. Das Essen ist gut, die Preise moderat. Am Nebentisch sitzen drei Südfranzosen, zwei Frauen und ein Mann, die die Twiga schon in Kos gesehen hatten und sich sehr anerkennend über dieses ungewöhnlich schöne kleine Schiff äußern. So was hören wir natürlich gerne! Allerdings haben wir auch noch nie abfälliges über das  Schiff zu hören bekommen, wie es manchmal von Skippern kleiner Boote berichtet wird, die sich dann herablassend behandelt fühlen. Die Twiga macht eindeutig spontan Sympathiepunkte bei den anderen Yachties.

Samstag, den 27.6.2009

Früh um 06:00 piept der Wecker, raus aus den Federn, rein in die Gummiente und ohne Frühstück rauf auf den Berg. Kein Mensch  ist außer uns unterwegs. Wir kraxeln den Berg hoch bis die Steilwand beginnt, in der sich domartige Felshöhlen befinden, die von den zahlreichen Ziegen als Unterschlupf bei schlechtem Wetter aufgesucht werden. Die aufgehende Sonne beleuchte das geneüberliegende  Ufer, wir bekommen erst zwei Stunden später auf unserer Tour die Sonne ab. Das Laufen ist recht schweißtreibend und so verzichten wir nach einiger Zeit auf die Klamotten, Marscherleichterung. Auf dem Weg entstehen einige Kalenderphotos, Helga  möchte allerdings heute nur Fotografin sein. Außerdem praktiziert sie seit einigen Tagen FDH und ist auch beim Wein sehr zurückhaltend geworden. Ist ja Ok, doch ein paar schöne Bilder wären trotzdem drin gewesen! Auch hier am Hang stehen vereinzelte Olivenbäume und die Reste antiker Terrassierungen sind bis an die Steilwand heran erkennbar. Die Felsen sind graublau mit Ockereinschüssen, eine grandiose Steinlandschaft mit teilweise monumentalen Strukturen, an denen Herumzuklettern das Gefühl hervorbringt zu dieser Landschaft eine eigene, direkte sinnliche Beziehung aufzubauen. Nach vier Stunden sind wir wieder an Bord, Frühstück, Lesen, Siesta, Motorkontrolle, Schnorcheln, Schreiben, der Tag geht flugs vorbei, Morgen wollen wir weiter, den Aufenthalt auf Kalymnos wollen wir nicht missen, obgleich wir nur einen kleinen Teil der Insel gesehen haben.