Kos
Nach Kos
Wir stellen für 4 Uhr den Wecker, denn wir wollen weiter nach Kos. Wie immer ist in dieser Gegend im Sommer mit Wind aus dem Norden zu rechnen, doch am Morgen ist es meist windstill und die See ist glatt. Unsere Nachbarn, das nette Schweizer Ehepaar mit der Bavaria 39 läuft knapp vor uns aus, auch der spanische Einhandsegler mit Hund hat den Hafen schon verlassen, wir alle wollen in den Norden. Es ist still und kühl am Morgen, doch bald nach Sonnenaufgang kommt Wind aus Nordwest auf, erst 3 dann 7 Beaufort - wir kreuzen auf, vorbei an der Vulkaninsel Nissiros nach Kos, dort wollen wir ein neues Großsegel bestellen.
Nisiros
http://www.dodekanes.eu/nisyros_uebersicht.html
Die Vulkaninsel Nissiros finden wir besonders schön und interessant. Im letzten Jahr haben wir im neu ausgebauten Hafen des kleinen Fischerdorfes Pali geankert und mit einem Mietauto die Insel erforscht. Es hat uns sehr beeindruckt auf der großen Caldera zu wandern, aus deren Spalten und Löchern heiße schwefelige Dämpfe kommen. 1887 war der letzte hydrothermale Ausbruch dieses aktiven Vulkans aus dem dieses Insel auch ihren Reichtum schöpft, denn vor 25000 und vor 15000 Jahren gab es katastrophale Ausbrüche bei dem viele Milliarden Kubikmeter Bimsstein durch die Luft geschleudert wurden. Der Bimsstein ist heute das weiße Gold der Insel, denn Bimsstein ist nicht nur ein gutes Schleifmittel sondern durch seine Wärmedämmfähigkeit und Leichtigkeit ein gutes Baumaterial, die Eigenschaft der Wasserspeicherfähigkeit nutzen die Gärtner insbesondere bei Dachbegrünungen. Einen guten Blick in den Krater hat man auch von den hübschen weißen Dörfern am Kraterrand. Die Ruhe, die Ursprünglichkeit der Insel, der schwarze weite Lavastrand, die vielen Wandermöglichkeiten, die gemütlichen Tavernen, dies alles hat uns fasziniert und wir möchten wiederkommen.
Kos
Es ist Windstärke 7 vor Kos, Windsurfer nutzen dies und flitzen auf und ab, auch wir sind auf der Kreuz flott unterwegs, um 13,30 Uhr sind wir vor der Marina. Wir melden uns auf Kanal 77 bei der Marina an, ein Lotsenboot bringt uns zum Steg E, übergibt die Mooringleine und hilft beim Anlegen. Die Marina ist ca. 1 Kilometer von der antiken Innenstadt mit der Kreuzritterburg und dem schönen Naturhafen von Kos Stadt entfernt, es gibt schöne Toilettenanlagen, einen gut sortierten Supermarkt, auch WIFI ist am Steg, sodass wir vom Boot aus arbeiten können. Der Segelmacher kommt und schlägt uns vor, unser altes Groß neu aufzuarbeiten, dies spart Zeit und Kosten. Innerhalb zwei Tage hat er unsere Sprayhood repariert, beim Groß alle Lieks neu gemacht, jetzt lässt sich das Segel wieder gut durchsetzen - wir sind sehr zufrieden.
Mit einem Moped erkunden wir Kos und sind ganz erstaunt, dass sich diese Insel, die sich von See aus als ziemlich kahl präsentiert, im Landesinneren grün und fruchtbar ist. 43 Kilometer sind es von der Stadt Kos ans andere Ende der Insel. Unser Fahrzeug ist schnell, doch bei Steigungen über 10 % muss ich vom Geschoß absteigen. An der Südwestküste, vor der Halbinsel Kefalos fahren wir zu einem traumhaftschönen Sandstrand, Magic Beach heißt der textilfreie Strandabschnitt der Paradiesbucht. Türkisblaues Wasser, der Blick auf Nissiros, kilometerweite Sanddünen, wenige Menschen - und dies auf doch sehr touristischen Insel - es ist paradiesisch schön. Wir marschieren einige Kilometer im flachen Wasser, lassen die wenigen Spaziergänger hinter uns und sind allein. Sonne und Wind auf der Haut, warmer weicher Sand in den Dünen - ein Liebesnest mit Meeresrauschen. Auf dem Rückweg machen wir auf den schönen rostigen Eisenteilen eines alten Schiffswrackes Kalenderfotos. Nach dem langen schönen Strandaufenthalt ist es Zeit für die Rückfahrt, dafür wählen wir die Straße über die Berge. Wir marschieren zum verlassenen Bergdorf Paleao Pyli - es gibt hier eine Quelle, fruchtbares Land, zwischen den zerfallenen Häusern springen Ziegen umher. Burg und Dorf verschmelzen mit dem Felsgestein und boten einen guter Schutz gegen Angriffe von Piraten, da diese Stadt von Meer aus nicht zu sehen ist. Erst im Jahre 1830 haben die Einwohner die Burg und das Dorf wegen einer Cholera- -Epidemie verlassen. Von hier oben haben wir einen grandiosen Blick nach Nordwesten - wir sehen eine große Lagune, die Inseln Kalymnos und Pserimos. Über viele Haarnadelkurven geht es wieder hinunter zur Hauptstadt Kos. Beim Lidl kaufen wir noch ausgiebig ein, zwischen den Beinen von Peter wird noch ein großer Einkaufssack platziert. Am nächsten Tag nützen wir einfach die Infrastruktur des Hafens, Internet, unbegrenzt Strom und Wasser, heiße Süßwasserdusche, all dies ist für uns nicht selbstverständlich - und wir genießen diese alltäglichen Annehmlichkeiten, so auch die exzellente Twigaküche. An einem Tag braten wir kleine Shrimps mit Knoblauch und dazu gibt es Avocado, am nächsten Tag gibt es Schweinskotelett mit rotem Pfeffer und Rosmarin, dazu Rosmarinkartoffel und Rotkraut, das wir mit Zwiebel, Marillen, Safran, Muskat, Kardamon, Granatapfelsaft, Limettensaft, Salz und Pfeffer würzen.
Nach einem gemütlichen Hafentag mieten wir noch einmal ein Moped, diesmal ein neueres, besseres, bei dem ich nicht immer absteigen muss, und wir fahren entlang der Nordküste nach Westen. Hier ist das Land flach, fruchtbar, eine große Lagune schimmert wie Perlmutt. An dieser Küste gibt es viele Hotels, touristische Urlaubsort, viele Urlauber fahren mit Fahrrädern durch die Gegend. Unser heutiges Vehikel hat eine gute Straßenlage doch für den Weg durch den Sand ist es doch nicht geeignet, es schleudert uns und wir landen langsam und sachte im Sand. Weiter geht es auf der sehr gut ausgebauten Straße nach Kefalos - es sind auf diesem Inselabschnitt außer einer großen Club Med Anlage nur wenige Hotelanlagen. Auf einem Hügel in der Ferne sehen wir einen großen Windmühlpark, diese Windmühlen produzieren den Großteil des Energiebedarfes der Insel. Wir fahren hinauf in die Berge, eine schmale Straße führ uns zur wilden und steinigen Südküste, die Luft ist erfüllt vom Duft des Thymians und Salbeis, wir fahren weiter Richtung Westen, immer wieder gibt es herrliche Ausblicke, unterhalb der Klippen schöne Strände. Die Tankuhr mahnt zur Rückfahrt in die Zivilisation, auch wollen wir wieder zu unserem paradiesischen Strand, der ja in diesen Teil der Insel ist. Wie schon 2 Tage vorher genießen wir die lange Wanderung am Sandstrand und eine Schmuserunde in den Dünen. Zurück fahren wir wieder durch Weingärten und Olivenhainen auf mit weißen und rosa Oleanderbüschen gesäumten Straßen über die Berge zur Hauptstadt und machen einen Stopp beim Asklepieion, dem antiken Sanatorium in dem Hippokrates praktiziert hat. Über Jahrhunderte war es das Therapiezentrum der Antike, wunderschön auf einem bewaldeten Hügel außerhalb der Stadt Kos gelegen. Auf der obersten Etage stand der Tempel des griechischen Gottes der Heilkunst Asklepios, breite Stufen führen hinab zu den von den Italienern rekonstruierten Apollotempel mit den markanten Korinthischen Säulen, eine breite Treppe führt zur untersten Etage, wo noch die Grundmauern der von den Römern erbauten Medizinschule und Badeanstalt zu sehen sind. Ausgrabungen aus hellenistischer und römischer Zeit gibt es auch in der Stadt Kos zu sehen. Die Johanniter haben zum Bau Ihrer großen Festungsanlage als Baumaterial unter anderem antike Stein- und Marmorblöcke verwendet. Die Geschichte der Insel Kos ist gleich aller anderen Dodekanes Inseln, nach den Johannitern kamen die Osmanen, dann die Italiener, 1943 nach der Kapitulation Italiens besetzen deutsche Truppen die Insel und deportieren die Juden nach Ausschwitz, erst 1947 werden die Dodekanes den neuen griechischen Staat eingegliedert. Interessant ist, dass es in der Stadt Kos auch einen türkischen Stadtteil gibt. Es war wohl eine Türkin, die Frau die auf der Hausbank saß, ein schwarzes Kopftuch und eine schwarze Mundbinde hatte, und nicht - wie ich erst meinte - eine Frau die bestraft wurde, weil sie Böses getratscht hatte.
Kalymnos
http://www.gokalymnos.com/de-gokalymnos/kalymnos-de/spongefishing1de.htm
Auch Kos lädt zum Verweilen ein, aber wir wollen in den Norden, der Wetterbericht ist bestens - Südwind am Vormittag. Um 9 Uhr legen wir ab, segeln Richtung Norden. Doch wo ist der versprochene Südwind? Es war wohl nicht ein Meteorologe sondern ein Meteolügner der diese Meldung verbreitet hat. Wir haben Zeit, es scheint die Sonne, es gibt auch ein Lüftchen aus Nordost und dann aus Nordwest und vor allem wir haben ein fast neues Großsegel und Skipper Peter will segeln, so kreuzen wir zwischen der nahen türkischen Küste nahe Bodrum und der griechischen Insel Pserimos nach Kalymnos. Kalymnos liegt nördlich von Kos, eine sehr kahle Insel mit einigen Olivenbäumen und niedrigem Bewuchs, dieser ist dafür ausgesprochen aromatisch durch Thymian, Oregano und Salbei. Obwohl Kalymnos gut an die Fährverbindung angeschlossen ist, sogar einen eigenen Flughafen hat, zog der große Tourismusstrom an dieser Insel bisher vorbei, doch Griechenlandkenner, Sportkletterer und Segler lieben diese duftende Insel, die teilweise an Schottland mit Sonne erinnert, so berichtete David, ein Kenner dieses Segelreviers. Wir haben von ihm Tipps für Ankerbuchten, die traumhaft schön sein sollen. Nach den Hafentagen freuen wir uns wieder auf die Idylle einer Ankerbucht. Wir steuern erst die Bucht Vathy im Südosten der Insel an. Erst säumen hohe Felswände links und rechts die enge Bucht, am Scheitel der Bucht ist ein breites grünes Tal, ein paar Tavernen, ein gemütlicher Ort mit bunten Blumen und Bäumen. Nach einer Besichtigungsrunde motoren wir wieder aus der Bucht hinaus, denn es ist noch Zeit zu der an der Nordwestseite gelegenen Bucht Ormos Emporio zu kommen. Gleich neben Vathi ist eine weite Bucht mit einer sehr großen Fischzuchtanlage - die Fischerei ist neben Schwammtauchen wichtiger Erwerb der Einwohner von Kalymnos, rund 50 Tonnen Naturschwämme werden derzeit aus dem Meer getaucht. Von wo diese Schwämme kommen, dies ist eine andere Frage. Die Schwammtaucherei hat in dieser Gegend Tradition, die Schwämme waren begehrtes Handelsgut, schon Homer berichtet, dass sich die Helden des Trojanischen Krieges ihre Rüstungen mit Schwämmen auspolsterten. Schwämme wurden zum Baden und Reinigen im Haushalt verwendet, auch zum Trinken, Schwämme mit Olivenöl getränkt galten als sicheres Verhütungsmittel. Vieles hat sich verändert, auch die Art des Tauchens: heute springen die Taucher nicht mehr mit einem Steingürtel ins Wasser um die Schwämme vom Boden abzupflücken und in ein Netz zu stecken, sondern sie arbeiten mit modernen Taucherausrüstungen. Kalymnos hat die einzige Schwammfischerflotte Griechenlands, deren 10 - 12 Meter langen Boote in der Werft der Hauptstadt hergestellt werden. Wir kreuzen von der Hauptstadt Pothia, die sehr schön wie ein Amphitheater zwischen Bergen und Wasser liegt. Endlich ist flottes Segeln möglich, denn es gibt Wind, zwar nicht der versprochene Südwind, aber mit Kreuzen kommen wir gut voran. Die Zeit vergeht, der Wind lässt nach, unser Ziel ist noch fern, so beschließen wir mit Motorunterstützung zu segeln, doch dem Drehen des Zündschlüssels folgt nicht das gewohnte Motorgeräusch. Noch einmal - nichts! Das darf nicht wahr sein! Also zurück nach Kos - dort gibt es mit Sicherheit die Infrastruktur um den Fehler zu beheben. Für die Rückfahrt nach Kos ist der Wind perfekt - er kommt leicht von achtern - wir setzen das Parasail und rauschen mit 5 Knoten in 4 Stunden zurück nach Kos. Unsere Rückfahrt ist direkt idyllisch - Sonnenuntergang, Vorwindskurs - nicht gewollt aber schön. Vor dem Hafen von Kos tauschen wir das Parasail durch Groß und Genua, sodass wir besser manövrieren können und das ist auch nötig, denn gerade als wir die Hafeneinfahrt queren, läuft die riesengroße Fähre aus und geht knapp an uns vorbei. Vor der Marina von Kos teilen wir auf Kanal 77 dem Pilotboot mit, dass wir nicht mit Motor einlaufen können und Hilfe brauchen - die Antwort war: „Sind sie damit einverstanden, dass wir Ihnen für diese Dienstleistung 80 Euro verrechnen" - OK - Doch die Lotsen sind freundlicher, machen sie doch die gleiche Arbeit für all die Charterboote, die zwar einen funktionierenden Motor haben, doch nicht besonders gut manövrieren können. Sie bitten uns die Segel zu bergen und tauchen uns die paar Meter auf den nächsten freien Platz in der Marina, dieses Manöver hätten wir auch unter Segel geschafft, doch das ist nicht erlaubt. Es ist 9 Uhr Abend, nach 12 Stunden segeln sind wir müde. Was wohl der nächste Tag bringen wird?
Reparatur auf der Insel des Asklepios
Am nächsten Tag überprüft Peter vorerst die möglichen Fehlerquellen, dann kommt der Mechaniker Babis Markou, der ausgezeichnet Englisch spricht. Er sieht sich den Motor genau an, überlegt, beobachtet und findet dann das Problem - ein Loch in der Zuleitung zur Einspritzpumpe.- es ist klar, dieses kleine Löchlein muss geschweißt werden, genauso wie das kleine Loch Auspufftopf - auch diesen Mangel und andere sieht er. Wir sind sehr froh, endlich einen guten Mechaniker gefunden zu haben, der noch dazu eine sehr angenehme, liebenswürdige Art hat. Doch es heißt wieder Aufenthalt in der Marina. Peter arbeitet am Boot, er fertigt ein neues Scharnier für das Luck an und zieht die Motoraufhängung fest und verbessert das System. Ich sitze in der Plicht schreibe, lese und beobachte die ein- und auslaufenden Charteryachten - Hafenkino. Kos hat eine große Charterbasis, sodass täglich neue Crews kommen, alte das Schiff verlassen. Eine italienische Männercrew vererbt uns all ihre übergebliebenen Vorräte, einige Kilo Nudeln, Spezialreis aus Italien, Kaffee, Schinken, viele Dosen - es ist wie Weihnachten und wir freuen uns über die vielen Geschenke. Bei unserem allabendlichen Stegspaziergang kommen wir mit dem Eigner der Ketsch „Happiness" ins Gespräch. Uns gefällt die Ketsch, ein 40 Jahre altes Ferrozement Boot nach dem Entwurf des berühmten Schiffsdesigners Herreshoff. Der Skipper von der SY Happiness erzählt uns, dass das Boot in Kanada gebaut wurde und er es vor 15 Jahre gekauft habe und seitdem kreuz und quer im Mittelmeer gesegelt ist. Wenn seine Frau nicht an Bord war, so ist er Einhand gesegelt, jetzt bringt er das Boot noch nach Korfu und dann will er aufhören zu segeln und das Boot verkaufen. Wir fragen uns, ist es die Happiness auf der wir die nächsten Jahre leben werden? Das Boot gefällt uns, alle Beschläge sind aus massivem Bronze und das Boot hat Charme, Charme die man bei den modernen Booten nicht findet. Morgen wollen wir mit dem netten Norddeutschen den höchsten Berg der Insel den Dikaios erklimmen. Jetzt ist Babis hier, ich habe die Aufgabe den Motor für den Probelauf zu starten - und er spring sofort an, und so soll es bleiben!!!!!!!!!!!
Die Adresse von Babis Markaou - bageo@otenet.gr - Tel. 0030 6944841964